Manchmal muss man – wie ein Kind – die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten, mit dem Kopf woanders. Mal sehen, was dann passiert.
Ich liege seltsam verschränkt auf der Yoga-Matte und starre an die Decke. Die Stimme aus dem iPad sagt irgendetwas Beruhigendes zu mir, doch ich höre nicht mehr zu. Stattdessen beobachte ich gedankenlos die Hausspinne, die seit einiger Zeit eine meiner Ecken bewohnt. Obwohl ich Spinnen nicht mag, durfte diese bleiben. Sie hat mir von Anfang an bewiesen, dass sie fleißig ist: An jenem Tag, als ich sie entdeckte, fing sie unzählige dieser kleinen Fliegen ein, die so oft in meiner Wohnung herumtoben und mir auf den Keks gehen.
Auch in den folgenden Wochen erwies sie sich als praktisch und rollte immer wieder neue Insekten ein, die beim Lüften hereingeflogen kamen. Irgendwann, während ich schlief, saugte die Spinne sie aus und ließ die unverdauten Hüllen zu Boden fallen, um ihr Netz zu erleichtern. Die Überreste saugte ich anschließend auf.
Mein Freund mag Spinnen wegen ebendieser praktischen Koexistenz – es sind seine Haustiere. Er findet Spinnen allgemeinhin süß. Im Zuge unserer Gespräche über Spinnen ist mir aufgefallen, dass ich die Tiere immer falschherum betrachtet habe. Ich dachte, der dicke Knubbel einer Hausspinne ist ihr Gesicht, und die Beinchen zeigen in aggressiven Zacken nach vorne. Inzwischen habe ich begriffen, dass der Knubbel nichts anderes ist als ein dicker Po. Das Gesicht ist ganz vorne, und die dünnen Beinchen bewegen sich scheinbar unbeholfen, gerade dafür gemacht, ein Objekt schnell einzuwickeln (hoffentlich nicht mich). Seitdem finde ich Hausspinnen weniger furchteinflößend.
Jetzt, da ich noch immer verdreht auf dem Fußboden liege, sehe ich, wie direkt neben der Spinne ein seltsames Flugwesen sitzt, das wie eine altersschwache Kombination aus Mücke und Schnake aussieht. Vorher hat es noch bei mir in der Küche gesessen und jedes Mal angefangen zu wippen, sobald ich das Fenster öffnete.
„Genieße die Drehung deiner Wirbelsäule“, sagt mir die Stimme aus dem iPad. In dem Moment setzt die Spinne zum Angriff an. Mit schnellen Bewegungen begibt sie sich zum altersschwachen Flugobjekt, schnappt es und wickelt es ein wie Stockbrot am Lagerfeuer. Sie wickelt und wickelt, hektisch fast, als könne das Wesen mit den eingeklebten Beinen ihr noch entwischen. Fast kann ich hören, wie sie sich abmüht. Dabei hatte das Flugobjekt nie eine reale Chance.
Gedankenverloren löse ich meine Position auf und lege mich auf den Rücken. Der Anblick lässt mich nicht los. Für ein paar Minuten habe ich mich selbst vergessen.
Manchmal muss man – wie als Kind – die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten, mit dem Kopf woanders. Mal sehen, was dann passiert.
Ich liege seltsam verschränkt auf der Yoga-Matte und starre an die Decke. Die Stimme aus dem iPad sagt irgendetwas Beruhigendes zu mir, doch ich höre nicht mehr zu. Stattdessen beobachte ich gedankenlos die Hausspinne, die seit einiger Zeit eine meiner Ecken bewohnt. Obwohl ich Spinnen nicht mag, durfte diese bleiben. Sie hat mir von Anfang an bewiesen, dass sie fleißig ist: An jenem Tag, als ich sie entdeckte, fing sie unzählige dieser kleinen Fliegen ein, die so oft in meiner Wohnung herumtoben und mir auf den Keks gehen.
Auch in den folgenden Wochen erwies sie sich als praktisch und rollte immer wieder neue Insekten ein, die beim Lüften hereingeflogen kamen. Irgendwann, während ich schlief, saugte die Spinne sie aus und ließ die unverdauten Hüllen zu Boden fallen, um ihr Netz zu erleichtern. Die Überreste saugte ich anschließend auf.
Mein Freund mag Spinnen wegen ebendieser praktischen Koexistenz – es sind seine Haustiere. Er findet Spinnen allgemeinhin süß. Im Zuge unserer Gespräche über Spinnen ist mir aufgefallen, dass ich die Tiere immer falschherum betrachtet habe. Ich dachte, der dicke Knubbel einer Hausspinne ist ihr Gesicht, und die Beinchen zeigen in aggressiven Zacken nach vorne. Inzwischen habe ich begriffen, dass der Knubbel nichts anderes ist als ein dicker Po. Das Gesicht ist ganz vorne, und die dünnen Beinchen bewegen sich scheinbar unbeholfen, gerade dafür gemacht, ein Objekt schnell einzuwickeln (hoffentlich nicht mich). Seitdem finde ich Hausspinnen weniger furchteinflößend.
Jetzt, da ich noch immer verdreht auf dem Fußboden liege, sehe ich, wie direkt neben der Spinne ein seltsames Flugwesen sitzt, das wie eine altersschwache Kombination aus Mücke und Schnake aussieht. Vorher hat es noch bei mir in der Küche gesessen und jedes Mal angefangen zu wippen, sobald ich das Fenster öffnete.
„Genieße die Drehung deiner Wirbelsäule“, sagt mir die Stimme aus dem iPad. In dem Moment setzt die Spinne zum Angriff an. Mit schnellen Bewegungen begibt sie sich zum altersschwachen Flugobjekt, schnappt es und wickelt es ein wie Stockbrot am Lagerfeuer. Sie wickelt und wickelt, hektisch fast, als könne das Wesen mit den eingeklebten Beinen ihr noch entwischen. Fast kann ich hören, wie sie sich abmüht. Dabei hatte das Flugobjekt nie eine reale Chance.
Gedankenverloren löse ich meine Position auf und lege mich auf den Rücken. Der Anblick lässt mich nicht los. Für ein paar Minuten habe ich mich selbst vergessen.