Urlaub in Lille – Teil 2: Spaziergänge quer durch die Altstadt von Lille

Grande Place, Hôtel de ville und Vieille Bourse
  • 4 Min. Lesezeit
  • 10. Mai 2025
  • Sonja

Reisebericht zu Lille: die perfekte Mischung aus Altstadt und Moderne

Mit der Métro durch die Stadt fahren, Antiquitätenmärkte durchstöbern und alte Gebäude bewundern… begleite mich auf inspirierenden Spaziergängen quer durch Lille.

Porte de Paris in Lille, in der Nähe vom Rathaus

Es ist einer der ersten Tage des Urlaubs in Lille. Die Einkäufe sind erledigt und überall in der Ferienwohnung haben wir unsere Sachen verteilt. Ich mache mich zum ersten Mal alleine auf den Weg in die Altstadt – höchstwahrscheinlich, weil ich ein pain au chocolat essen will. Schnell finde ich in der Nähe unserer Wohnung eine Metrostation, die den schönen Namen Saint Maurice Pellevoisin trägt.

Schon hier ist die Straße von wunderschönen, schmalen Häusern umrahmt, von deren schmuckvollen Fassaden ich kaum meinen Blick abwenden kann. Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Trotzdem versinke ich mit der Rolltreppe in den Tiefen des U-Bahn-Systems von Lille.

Mit der Métro durch die Stadt: Urlaub in Lille

Kreuz und quer führen mich die dunklen Treppen hinunter zum U-Bahngleis. Das Neonlicht flackert, ein paar Obdachlose sitzen an der Wand und lauschen der Radiomusik, die in der gesamten Station zu hören ist. Hohe Bahnsteigtüren trennen mich und die anderen Passanten von den Gleisen. Erst wenn eine Metro zum Stehen kommt – was ungefähr alle 2 Minuten passiert – öffnen sich die Türen automatisch und lassen die Menschen hinein. Es ist die erste automatische Metro der Welt, die 1983 in Lille eingeweiht wurde.

Wann bin ich das letzte Mal mit einer führerlosen Metro gefahren? Es ist irgendwie gruselig, so ganz im Bauch der Maschine zu sitzen – schließlich bin ich daran gewöhnt, in der Essener U-Bahn die Lokführer in ihrer Kabine sitzen zu sehen und gelegentlich ihre Schichtwechsel zu beobachten. „Die hinterste Tür zickt rum, sonst alles top“, sagen sie zum Beispiel, bevor sie sich gegenseitig eine gute Schicht wünschen.

In Lille dagegen ist alles schnell, automatisch und übersichtlich. Ein Blick auf den Plan, und ich weiß sofort, wo ich aussteigen muss.  

Als die Türen öffnen, suche ich mir meinen Weg durch das Gewusel des Gare Lille Flandres, wo die Gänge viel zu klein sind und unzählige Menschen dicht an dicht die Treppe hinaufströmen. Überall fliegen mir französische Gesprächsfetzen entgegen, die mein Herz schneller schlagen lassen. Ich bin jetzt wirklich in Frankreich!

Über Erinnerungen und Wechselgeldmaschinen

Ich folge dem Strom der Menschen, nehme die Rolltreppe nach oben und sehe als erstes den blauen Himmel. Dann plötzlich bin ich oben angekommen. In einer neuen Stadt. Es gibt so viel zu sehen, dass ich total überfordert bin. Also laufe ich einfach in irgendeine Richtung los, vorbei an der großen Kirche bis hin zu einer Einkaufsstraße, auf der ich schon die erste Boulangerie entdecke.

Ich kaufe zwei pain au chocolat und ein croissant. Zum Bezahlen friemele ich meinen Zehner in das Fach einer Maschine, die mir kurz darauf eine Ladung Wechselgeld ausspuckt. Noch so eine Sache, die ich total vergessen hatte – die Wechselgeldmaschinen in der Boulangerie.

Ich finde, es ist Zeit, um in Ruhe die Atmosphäre zu genießen. Also setze ich mich auf eine Bank mit Blick auf die Église Saint-Maurice de Lille, genieße die wärmende Sonne auf der Haut und beiße in mein pain au chocolat. Krümeliger Blätterteig, schmelzende Schokoladenstreifen und Butter, die den ganzen Mund umarmt. In den kahlen Ästen weht der Wind, und die Spitzen der insgesamt fünf Kirchenschiffe sind so weit weg, dass ich sie nicht mehr erkennen kann – nur der helle Sandstein mit seinen feinen Ornamenten leuchtet in der Sonne.

Das ist zwar nicht die Saint-Maurice-Kirche in Lille, sondern die Église Saint-Martin in Roubaix – aber mein Ausblick auf die Kirchtürme war hier ganz ähnlich.

Meine ersten Minuten in Lille sind zauberhaft. Ich tauche sofort in Erinnerungen ein, besuche den Monoprix und laufe an einer librairie de voyage vorbei, wo ich mich jetzt zwar noch nicht reintraue, aber schon morgen ein Buch mitnehmen werde (Comment ne pas devenir écrivain voyageur von Adrien Blouët).

In der nächsten Boulangerie kaufe ich gleich noch eine tartelette aux citron méringuée. Anschließend fahre ich die zwei Stationen zurück, diesmal schon viel vertrauter in der mit Franzosen vollgestopften Metro. Die blauen Plastiksitze und das automatisierte Ruckeln bleiben mir im Kopf.

Später am Abend fahren wir dann nochmal zu zweit in die Stadt und beobachten, wie sich das chambre de commerce und die Opéra bunt beleuchtet vor dem Abendhimmel abheben. Und zum Abendessen gibt es frites.

Sehenswürdigkeiten in Lille erkunden: Euralille und Grande Place

So flanieren wir in den ersten Tagen unseres Urlaubs nach Lust und Laune durch Lille. Unser erster Abstecher führt uns in das modernste Viertel der Stadt, Euralille. Mit dem Gare Lille Europe als Zentrum, versammeln sich hier sämtliche Wolkenkratzer, die so modern und interessant aussehen, dass alles ziemlich futuristisch wirkt. Neben einem L-förmigen Wolkenkratzer namens Tour de Lille und einem riesigen Casino gibt es hier auch einen schönen Park und drei große Tulpen-Skulpturen der Künstlerin Yayoi Kusama zu bewundern.

In den ersten Tagen hangeln wir uns also eher intuitiv von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Zum Beispiel, weil wir schon von Weitem den etwa 104 Meter hohen Glockenturm des hôtel de ville, des Rathauses sehen, der uns einmal quer durch die Stadt führt. Egal wie man ihn fotografiert – es ist immer schief. In Lille ist es gerade die Symbiose aus moderner Architektur und Altbauten, die in dieser Stadt so wunderbar gelingt – so finden sich direkt neben dem Rathaus einige Plattenbauten, die ästhetisch anmuten und den blauen Himmel wunderschön einrahmen.

Wir flanieren in der Vieille Bourse über einen Antiquitätenmarkt, probieren die Flämische Karbonade (ein traditionelles Gericht aus dem Norden) und bewundern die vielen Brasserien am Grande Place, die zu jeder Tageszeit voller Menschen sind. Hier genießen die Gäste nicht nur Wein, sondern vor allem verschiedene Sorten von Bier in stilvollen Gläsern.

Erst nach ein paar Tagen machen wir einen Abstecher in die Tourist Info von Lille, wo uns einige schöne Museen empfohlen werden. Eines der Museen reizt mich dabei besonders: Das Musée de la Piscine in Roubaix, einer Nachbarstadt von Lille. Und weil mein Freund lieber in den Palais des Beaux Arts gehen möchte, beschließe ich kurzerhand, alleine einen Künstlertreff in das restaurierte Schwimmbad aus den 30er Jahren zu machen.

Wie sich herausstellen wird, ist das Musée de la Piscine eines der schönsten Museen, die ich seit langem erkundet habe… doch wenn du mehr lesen willst, dann folge mir schon bald zu Teil 3 der Reise – ich verspreche dir, es lohnt sich!

Dir hat der Artikel gefallen, aber du hast Teil 1 noch nicht gelesen? Dann schau gerne hier vorbei und erfahre, wie mich der Urlaub in Lille zum Schreiben inspiriert hat. 

Urlaub in Lille – Teil 2: Spaziergänge quer durch die Altstadt von Lille

  • 10. Mai 2025 – 4 Min. Lesezeit

Reisebericht zu Lille: die perfekte Mischung aus Altstadt und Moderne

Mit der Métro durch die Stadt fahren, Antiquitätenmärkte durchstöbern und alte Gebäude bewundern… begleite mich auf inspirierenden Spaziergängen quer durch Lille.

Porte de Paris in Lille, in der Nähe vom Rathaus

Es ist einer der ersten Tage in Lille. Die Einkäufe sind erledigt und überall in der Ferienwohnung haben wir unsere Sachen verteilt. Ich mache mich zum ersten Mal alleine auf den Weg in die Altstadt – höchstwahrscheinlich, weil ich ein pain au chocolat essen will. Schnell finde ich in der Nähe unserer Wohnung eine Metrostation, die den schönen Namen Saint Maurice Pellevoisin trägt.

Schon hier ist die Straße von wunderschönen, schmalen Häusern umrahmt, von deren schmuckvollen Fassaden ich kaum meinen Blick abwenden kann. Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Trotzdem versinke ich mit der Rolltreppe in den Tiefen des U-Bahn-Systems von Lille.

Mit der Métro durch die Stadt: Urlaub in Lille

Kreuz und quer führen mich die dunklen Treppen hinunter zum U-Bahngleis. Das Neonlicht flackert, ein paar Obdachlose sitzen an der Wand und lauschen der Radiomusik, die in der gesamten Station zu hören ist. Hohe Bahnsteigtüren trennen mich und die anderen Passanten von den Gleisen. Erst wenn eine Metro zum Stehen kommt – was ungefähr alle 2 Minuten passiert – öffnen sich die Türen automatisch und lassen die Menschen hinein. Es ist die erste automatische Metro der Welt, die 1983 in Lille eingeweiht wurde.

Wann bin ich das letzte Mal mit einer führerlosen Metro gefahren? Es ist irgendwie gruselig, so ganz im Bauch der Maschine zu sitzen – schließlich bin ich daran gewöhnt, in der Essener U-Bahn die Lokführer in ihrer Kabine sitzen zu sehen und gelegentlich ihre Schichtwechsel zu beobachten. „Die hinterste Tür zickt rum, sonst alles top“, sagen sie zum Beispiel, bevor sie sich gegenseitig eine gute Schicht wünschen.

In Lille dagegen ist alles schnell, automatisch und übersichtlich. Ein Blick auf den Plan, und ich weiß sofort, wo ich aussteigen muss.  

Als die Türen öffnen, suche ich mir meinen Weg durch das Gewusel des Gare Lille Flandres, wo die Gänge viel zu klein sind und unzählige Menschen dicht an dicht die Treppe hinaufströmen. Überall fliegen mir französische Gesprächsfetzen entgegen, die mein Herz schneller schlagen lassen. Ich bin jetzt wirklich in Frankreich!

Über Erinnerungen und Wechselgeldmaschinen

Ich folge dem Strom der Menschen, nehme die Rolltreppe nach oben und sehe als erstes den blauen Himmel. Dann plötzlich bin ich oben angekommen. In einer neuen Stadt. Es gibt so viel zu sehen, dass ich total überfordert bin. Also laufe ich einfach in irgendeine Richtung los, vorbei an der großen Kirche bis hin zu einer Einkaufsstraße, auf der ich schon die erste Boulangerie entdecke.

Ich kaufe zwei pain au chocolat und ein croissant. Zum Bezahlen friemele ich meinen Zehner in das Fach einer Maschine, die mir kurz darauf eine Ladung Wechselgeld ausspuckt. Noch so eine Sache, die ich total vergessen hatte – die Wechselgeldmaschinen in der Boulangerie.

Ich finde, es ist Zeit, um in Ruhe die Atmosphäre zu genießen. Also setze ich mich auf eine Bank mit Blick auf die Église Saint-Maurice de Lille, genieße die wärmende Sonne auf der Haut und beiße in mein pain au chocolat. Krümeliger Blätterteig, schmelzende Schokoladenstreifen und Butter, die den ganzen Mund umarmt. In den kahlen Ästen weht der Wind, und die Spitzen der insgesamt fünf Kirchenschiffe sind so weit weg, dass ich sie nicht mehr erkennen kann – nur der helle Sandstein mit seinen feinen Ornamenten leuchtet in der Sonne.

Das ist zwar nicht die Saint-Maurice-Kirche in Lille, sondern die Église Saint-Martin in Roubaix – aber mein Ausblick auf die Kirchtürme war hier ganz ähnlich.

Meine ersten Minuten in Lille sind zauberhaft. Ich tauche sofort in Erinnerungen ein, besuche den Monoprix und laufe an einer librairie de voyage vorbei, wo ich mich jetzt zwar noch nicht reintraue, aber schon morgen ein Buch mitnehmen werde (Comment ne pas devenir écrivain voyageur von Adrien Blouët). In der nächsten Boulangerie kaufe ich gleich noch eine tartelette aux citron méringuée. Anschließend fahre ich die zwei Stationen zurück, diesmal schon viel vertrauter in der mit Franzosen vollgestopften Metro. Die blauen Plastiksitze und das automatisierte Ruckeln bleiben mir im Kopf.

Später am Abend fahren wir dann nochmal zu zweit in die Stadt und beobachten, wie sich das chambre de commerce und die Opéra bunt beleuchtet vor dem Abendhimmel abheben. Und zum Abendessen gibt es frites.

Sehenswürdigkeiten in Lille erkunden: Euralille und Grande Place

So flanieren wir in den ersten Tagen unseres Urlaubs nach Lust und Laune durch Lille. Unser erster Abstecher führt uns in das modernste Viertel der Stadt, Euralille. Mit dem Gare Lille Europe als Zentrum, versammeln sich hier sämtliche Wolkenkratzer, die so modern und interessant aussehen, dass alles ziemlich futuristisch wirkt. Neben einem L-förmigen Wolkenkratzer namens Tour de Lille und einem riesigen Casino gibt es hier auch einen schönen Park und drei große Tulpen-Skulpturen der Künstlerin Yayoi Kusama zu bewundern.

In den ersten Tagen hangeln wir uns also eher intuitiv von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Zum Beispiel, weil wir schon von Weitem den etwa 104 Meter hohen Glockenturm des hôtel de ville, des Rathauses sehen, der uns einmal quer durch die Stadt führt. Egal wie man ihn fotografiert – es ist immer schief. In Lille ist es gerade die Symbiose aus moderner Architektur und Altbauten, die in dieser Stadt so wunderbar gelingt – so finden sich direkt neben dem Rathaus einige Plattenbauten, die ästhetisch anmuten und den blauen Himmel wunderschön einrahmen.

Wir flanieren in der Vieille Bourse über einen Antiquitätenmarkt, probieren die Flämische Karbonade (ein traditionelles Gericht aus dem Norden) und bewundern die vielen Brasserien am Grande Place, die zu jeder Tageszeit voller Menschen sind. Hier genießen die Gäste nicht nur Wein, sondern vor allem verschiedene Sorten von Bier in stilvollen Gläsern.

Erst nach ein paar Tagen machen wir einen Abstecher in die Tourist Info von Lille, wo uns einige schöne Museen empfohlen werden. Eines der Museen reizt mich dabei besonders: Das Musée de la Piscine in Roubaix, einer Nachbarstadt von Lille. Und weil mein Freund lieber in den Palais des Beaux Arts gehen möchte, beschließe ich kurzerhand, alleine einen Künstlertreff in das restaurierte Schwimmbad aus den 30er Jahren zu machen.

Wie sich herausstellen wird, ist das Musée de la Piscine eines der schönsten Museen, die ich seit langem erkundet habe… doch wenn du mehr lesen willst, dann folge mir schon bald zu Teil 3 der Reise – ich verspreche dir, es lohnt sich!

Dir hat der Artikel gefallen, aber du hast Teil 1 noch nicht gelesen? Dann schau gerne hier vorbei und erfahre, wie mich der Urlaub in Lille zum Schreiben inspiriert hat. 

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