Künstlertreff zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica
Schon lange habe ich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal als Ort für einen Künstlertreff ins Auge gefasst. Und auch wenn der Aufstieg anstrengend ist und ich mich fast verlaufe, hat es sich für den wunderschönen Ausblick auf Porta Westfalica auf jeden Fall gelohnt.
Als ich mit dem RE 6 in Porta Westfalica einfahre, sehe ich gespannt aus dem Fenster. Ich bin schon lange nicht mehr an dieser Stadt vorbeigekommen – und dieses Mal fahre ich nicht weiter, sondern steige aus. Die Stadt wirkt von hier ganz anders, denke ich, während die Bahn in Richtung Minden an mir vorbeirauscht. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal ist weniger majestätisch als in meiner Erinnerung.
Zum ersten Mal habe ich das Denkmal auf einer langen Zugreise nach Polen gesehen. Das Monument thronte so eindrucksvoll über der Stadt, dass ich sofort den Entschluss fasste: Hier fahre ich eines Tages hin. Schnell erspähte ich das blaue Schild mit dem Namen der Haltestelle: Porta Westfalica stand dort geschrieben, und das klang poetisch und ganz anders als jeder Städtename, den ich in Deutschland bis dato gesehen hatte. Porta Westfalica ist Lateinisch und steht für Westfälische Pforte. Aber weshalb trägt die Stadt einen lateinischen Namen, der auch noch so schön klingt?
Der lateinische Name ist wohl – wenn man Wikipedia glauben mag – kein Hinweis auf eine römische Besiedlung, sondern entstammt einem Trend der im 18. Jahrhundert lebenden Adligen, die besonders gerne Lateinisch und Französisch sprachen. Für die Stadt wurde der lateinische Name allerdings erst im Jahr 1973 offiziell festgelegt. Der Name beschreibt poetisch, dass die Stadt am Weserdurchbruch liegt, dem Ort also, an dem die Weser durch ein Gebirgstor in das Norddeutsche Tiefland übergeht. Porta Westfalica ist also die Schwelle zu einer neuen Landschaftsebene.
So viel zur Theorie. Doch heute bin ich endlich live und in Farbe hier. Ich stehe noch immer am Gleis und betrachte von Weitem das Denkmal. Der Hügel, auf dem Wilhelm I. thront und der sich Wittekindberg nennt, wird wohl nicht schwer zu bewältigen sein. Immerhin bin ich als Langenbergerin daran gewöhnt, hohe, bewaldete Hügel zu erklimmen – bin ich doch während des Lockdowns regelmäßig den Berg zum Sender hinaufgewandert. Das ist doch ein Klacks, denke ich, und mache mich auf den Weg.
Langenberger Sender, ebenfalls einen Ausflug wert
Sicht von der Weserbrücke auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Leider sollte ich für diesen leichtsinnigen Gedanken noch früh genug bestraft werden. Mit meinem Ziel, das Denkmal möglichst schnell und effizient zu erreichen, folge ich einem schmalen Waldweg, der am Startpunkt noch offiziell ausgeschildert ist. Doch je weiter ich den bewaldeten Hügel hinaufstampfe, desto größer wird die Steigung. Schon nach ein paar Metern muss ich vor lauter Anstrengung schwer Atmen und werde mir meiner Unsportlichkeit bewusst.
Abgesehen davon fühle ich mich schon wieder wie am Popo der Welt. Um mich herum ist keine Menschenseele zu sehen, und je weiter ich vorankomme, desto rätselhafter werden die Trampelpfade, die man kaum noch als solche bezeichnen kann. So langsam wird es gruselig.
Leider sehe ich keine Alternative, als dem Weg weiter zu folgen, und Google Maps gibt natürlich genau jetzt den Geist auf und ist total durcheinander. Kurz kommt mir der Gedanke, einfach wieder umzudrehen – einfach hinabzuwandern, und das war es dann mit meinem Künstlertreff. Doch das Denkmal blitzt immer wieder verheißungsvoll hinter den Baumstämmen hervor und scheint zum Greifen nah. Ich kann doch jetzt nicht einfach aufgeben, bloß weil mir die Lunge brennt und ich mitten im Wald stehe! Außerdem denke ich, dass es meinem Herzen wohl ganz guttut, sich ein wenig zu verausgaben. Mal wieder ordentlich durchs System pumpen, die Schläfen zum Pochen bringen und die Lunge nach Luft schnappen lassen. Das pustet auch den Kopf frei. Also schwitze ich weiter in meine Winterjacke hinein, die heute Morgen noch angemessen war, jetzt aber mehr als überflüssig ist. Ich feuere mich mit dem Gedanken an, dass ich auf meinen Künstlertreffs schon sehr viele Berge bestiegen habe und es sich immer gelohnt hat.
Irgendwann komme ich dann auch endlich oben an und freue mich schwer atmend über die schöne Aussicht. Die meisten Leute, die zusammen mit mir das letzte, asphaltierte Stück des Hügels hinaufwandern, sind mit dem Auto hergekommen und daher super entspannt.
Nachdem ich mich auf einer der vielen Treppenstufen des Denkmals erholt habe, erkunde ich alles ganz in Ruhe – das kleine Museum, die Ebenen des Denkmals und die verschiedenen Perspektiven auf die Stadt unter uns. Ich fühle mich friedlich. Vielleicht, weil sich mein Herz ausgepowert und inzwischen wieder beruhigt hat. Vielleicht aber auch, weil die Menschen hier oben genauso wie ich in Ausflugslaune sind: Die Kinder beschäftigen sich auf dem Spielplatz, die Pärchen halten oben Händchen, die Touristen fotografieren das Denkmal aus allen Winkeln. Im Tal fährt der RE6 vorbei wie eine Modelleisenbahn und in der Weser spiegelt sich das Blaugrau der Wolken, das immer wieder von der Aprilsonne durchbrochen wird.
Eine Frau wechselt mir etwas Kleingeld, damit ich mir noch eine 5ct-Münze in Porta-Westfalica-Form pressen kann. Dann beschließe ich, mich wieder auf den Rückweg zu machen. Anscheinend habe ich schon genug von der schönen Aussicht, der Sonne und der Ausflugslaune. Die mühselige Wanderung nach oben war heute das eigentliche Ziel. Auf dem Rückweg stellte ich dann fest, dass ich beim Aufstieg irgendwo falsch abgebogen sein muss – wie frustrierend. Als ich schließlich über die Weserbrücke zurück zum Bahnhof laufe, drehe ich mich mehrmals melancholisch zu Wilhelm um. Dann steige ich in die Bahn zurück nach Hause.
Kleiner Tipp für Nachahmer: Beim Waldweg immer den quietschgrünen Bänken folgen!
Als ich mit dem RE 6 in Porta Westfalica einfahre, sehe ich gespannt aus dem Fenster. Ich bin schon lange nicht mehr an dieser Stadt vorbeigekommen – und dieses Mal fahre ich nicht weiter, sondern steige aus. Die Stadt wirkt von hier ganz anders, denke ich, während die Bahn in Richtung Minden an mir vorbeirauscht. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal ist weniger majestätisch als in meiner Erinnerung.
Zum ersten Mal habe ich das Denkmal auf einer langen Zugreise nach Polen gesehen. Das Monument thronte so eindrucksvoll über der Stadt, dass ich sofort den Entschluss fasste: Hier fahre ich eines Tages hin. Schnell erspähte ich das blaue Schild mit dem Namen der Haltestelle: Porta Westfalica stand dort geschrieben, und das klang poetisch und ganz anders als jeder Städtename, den ich in Deutschland bis dato gesehen hatte. Porta Westfalica ist Lateinisch und steht für Westfälische Pforte. Aber weshalb trägt die Stadt einen lateinischen Namen, der auch noch so schön klingt?
Der lateinische Name ist wohl – wenn man Wikipedia glauben mag – kein Hinweis auf eine römische Besiedlung, sondern entstammt einem Trend der im 18. Jahrhundert lebenden Adligen, die besonders gerne Lateinisch und Französisch sprachen. Für die Stadt wurde der lateinische Name allerdings erst im Jahr 1973 offiziell festgelegt. Der Name beschreibt poetisch, dass die Stadt am Weserdurchbruch liegt, dem Ort also, an dem die Weser durch ein Gebirgstor in das Norddeutsche Tiefland übergeht. Porta Westfalica ist also die Schwelle zu einer neuen Landschaftsebene.
So viel zur Theorie. Doch heute bin ich endlich live und in Farbe hier. Ich stehe noch immer am Gleis und betrachte von Weitem das Denkmal. Der Hügel, auf dem Wilhelm I. thront und der sich Wittekindberg nennt, wird wohl nicht schwer zu bewältigen sein. Immerhin bin ich als Langenbergerin daran gewöhnt, hohe, bewaldete Hügel zu erklimmen – bin ich doch während des Lockdowns regelmäßig den Berg zum Sender hinaufgewandert. Das ist doch ein Klacks, denke ich, und mache mich auf den Weg.
Langenberger Sender, ebenfalls einen Ausflug wert
Sicht von der Weserbrücke auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Leider sollte ich für diesen leichtsinnigen Gedanken noch früh genug bestraft werden. Mit meinem Ziel, das Denkmal möglichst schnell und effizient zu erreichen, folge ich einem schmalen Waldweg, der am Startpunkt noch offiziell ausgeschildert ist. Doch je weiter ich den bewaldeten Hügel hinaufstampfe, desto größer wird die Steigung. Schon nach ein paar Metern muss ich vor lauter Anstrengung schwer Atmen und werde mir meiner Unsportlichkeit bewusst.
Abgesehen davon fühle ich mich schon wieder wie am Popo der Welt. Um mich herum ist keine Menschenseele zu sehen, und je weiter ich vorankomme, desto rätselhafter werden die Trampelpfade, die man kaum noch als solche bezeichnen kann. So langsam wird es gruselig.
Leider sehe ich keine Alternative, als dem Weg weiter zu folgen, und Google Maps gibt natürlich genau jetzt den Geist auf und ist total durcheinander. Kurz kommt mir der Gedanke, einfach wieder umzudrehen – einfach hinabzuwandern, und das war es dann mit meinem Künstlertreff. Doch das Denkmal blitzt immer wieder verheißungsvoll hinter den Baumstämmen hervor und scheint zum Greifen nah. Ich kann doch jetzt nicht einfach aufgeben, bloß weil mir die Lunge brennt und ich mitten im Wald stehe! Außerdem denke ich, dass es meinem Herzen wohl ganz guttut, sich ein wenig zu verausgaben. Mal wieder ordentlich durchs System pumpen, die Schläfen zum Pochen bringen und die Lunge nach Luft schnappen lassen. Das pustet auch den Kopf frei. Also schwitze ich weiter in meine Winterjacke hinein, die heute Morgen noch angemessen war, jetzt aber mehr als überflüssig ist. Ich feuere mich mit dem Gedanken an, dass ich auf meinen Künstlertreffs schon sehr viele Berge bestiegen habe und es sich immer gelohnt hat.
Irgendwann komme ich dann auch endlich oben an und freue mich schwer atmend über die schöne Aussicht. Die meisten Leute, die zusammen mit mir das letzte, asphaltierte Stück des Hügels hinaufwandern, sind mit dem Auto hergekommen und daher super entspannt.
Nachdem ich mich auf einer der vielen Treppenstufen des Denkmals erholt habe, erkunde ich alles ganz in Ruhe – das kleine Museum, die Ebenen des Denkmals und die verschiedenen Perspektiven auf die Stadt unter uns. Ich fühle mich friedlich. Vielleicht, weil sich mein Herz ausgepowert und inzwischen wieder beruhigt hat. Vielleicht aber auch, weil die Menschen hier oben genauso wie ich in Ausflugslaune sind: Die Kinder beschäftigen sich auf dem Spielplatz, die Pärchen halten oben Händchen, die Touristen fotografieren das Denkmal aus allen Winkeln. Im Tal fährt der RE6 vorbei wie eine Modelleisenbahn und in der Weser spiegelt sich das Blaugrau der Wolken, das immer wieder von der Aprilsonne durchbrochen wird.
Eine Frau wechselt mir etwas Kleingeld, damit ich mir noch eine 5ct-Münze in Porta-Westfalica-Form pressen kann. Dann beschließe ich, mich wieder auf den Rückweg zu machen. Anscheinend habe ich schon genug von der schönen Aussicht, der Sonne und der Ausflugslaune. Die mühselige Wanderung nach oben war heute das eigentliche Ziel. Auf dem Rückweg stellte ich dann fest, dass ich beim Aufstieg irgendwo falsch abgebogen sein muss – wie frustrierend. Als ich schließlich über die Weserbrücke zurück zum Bahnhof laufe, drehe ich mich mehrmals melancholisch zu Wilhelm um. Dann steige ich in die Bahn zurück nach Hause.