Nächster Halt auf der Route Industriekultur: Ein Künstlertreff zum Eisenbahnmuseum in Bochum.
Bei meinem Ausflug zum Bochumer Eisenbahnmuseum erkunde ich riesige Hallen mit alten Dampflokomotiven und anderen kuriosen Fahrzeugen und lasse mich von der verlassenen Atmosphäre inspirieren.
Das Ziel meines heutigen Künstlertreffs ist mal wieder ziemlich ab vom Schuss. Das Eisenbahnmuseum liegt in Bochum-Dahlhausen, wo alle halbe Stunde die (verspätete) S3 hält. Von dort aus sind es noch einige Minuten Fußweg zum Museum, die mich über den Ruhrtal-Radweg durch eine industrielle, aber vergleichsweise grüne Landschaft führen. Müde lasse ich das seltsam bewölkte Wetter auf mich wirken und schlurfe durch die Gegend.
Schließlich weisen ein paar Schilder darauf hin, dass ich am Eisenbahnmuseum angekommen bin. Um einzutreten, muss ich – wie sollte es anders sein – mehrere Gleise überqueren. Das gefällt mir. Auch der Eingangsbereich macht mit seiner Architektur etwas her, denn nachdem ich die erste Tür passiert habe, befinde ich mich in einem kleinen Rechteck aus Beton, dessen Wände sich weit in den Himmel erstrecken und die vorbeiziehenden Wolken kunstvoll einrahmen.
Für den Eintritt ins Museum kann ich endlich meine Ruhr Top Card 2024 nutzen, die ich Anfang des Jahres gekauft habe. Hier kommt ein bisschen unbezahlte Werbung: Für rund 70 Euro gibt es das ganze Jahr über einmalig freien Eintritt in unzählige Museen, Parks und andere Freizeitorte. Außerdem bietet die Webseite der Ruhr Top Card sehr viel Inspiration für neue Ausflugsziele und Unternehmungen im Ruhrgebiet, sodass ich immer etwas Neues finde. Ich empfehle die Ruhr Top Card wärmstens – sie ist ein Muss für alle, die gern Ausflüge (und natürlich Künstlertreffs) im Ruhrgebiet machen.
Aber zurück zu meinem Künstlertreff im Eisenbahnmuseum. Im Eingangshaus des Museums gibt es bereits eine glänzende Lokomotive sowie eine wunderschöne, kleine Fotoausstellung zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten des Pressefotografen Helmut Orwat, der im Laufe seiner Karriere unzählige kleine und große Alltagsmomente des Ruhrgebiets fotografisch festgehalten hat.
In einem Zeitraum von 50 Jahren hat er damit den Strukturwandel des Ruhrgebiets umfassend dokumentiert. Seine Bilder beeindrucken mich so sehr, dass ich mir am liebsten den Bildband kaufen würde, in dem ein Großteil seiner Fotografien zu sehen sind.
Nachdem ich durch die Fotografien schon ein wenig auf das Ruhrgebiet der Vergangenheit eingestimmt bin, trete ich aus dem Eingangshaus heraus und starte meinen Rundgang durch das Eisenbahnmuseum. Von hier aus habe ich einen guten Blick auf das Gelände, wo mich noch mehr alte Zugwaggons und Dampfloks erwarten. Ich lasse mich treiben und orientiere mich dabei an den roten Schildern mit dem großen R.
Unter der Woche ist das Museum wie ausgestorben und hat daher eine seltsame Wirkung – es ist, als würde ich einfach nur auf einer Fläche aus Gleisen und Türmen und Hallen herumwandern, wo alte Dampflokomotiven und Personenzüge stehen und eine Handvoll Mitarbeiter an der ein- oder anderen Stelle arbeitet. Ein Museumsgefühl kommt nicht auf. Eher fühlt es sich an wie ein Werkstattbesuch.
Das Eisenbahnmuseum lohnt sich besonders an Sonn- und Feiertagen, wenn etwa eine Feldbahnfahrt oder eine Kurzeinführung rund um die Lokomotiv-Drehscheibe angeboten werden, sodass Teile des Museums auch in Funktion zu sehen sind. Aber irgendwie gefällt es mir auch, dass es sich nicht wie ein klassischer Museumsbesuch anfühlt, sondern eher als erkundete ich einen sonst unzugänglichen Ort.
Der Rundweg führt mich vor allem in zwei riesige, verstaubte Wagenhallen, in denen eine Dampflok neben der anderen steht. Einige der Lokomotiven kann man von innen begutachten, wie zum Beispiel den Postwagen, doch bei den meisten bleibt es bei einem äußeren Eindruck. Im Ringlokschuppen begegnet mir ein besonders eigenartiges Gefährt: der Schienen-Straßen-Omnibus aus den 1950er Jahren.
Es handelt sich um einen langen, dunkelroten Omnibus, der nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Schienen fahren konnte und somit eine besonders große Flexibilität bieten sollte. Für den Betrieb auf Eisenbahngleisen wurde der Bus auf zwei Untergestelle, so genannte Spurwagen gesetzt. Mit zwei Hebevorrichtungen wurden die vordere und hintere Fahrzeughälfte angehoben, um sie auf den Spurwagen zu setzen. Die Fahrgäste blieben während solcher Manöver im Bus sitzen. Leider konnte sich das Konzept damals nicht durchsetzen, und soweit ich weiß, ist das Exemplar im Eisenbahnmuseum der letzte erhaltene „SchiStraBus“.
Irgendwann habe ich genug von den Dampfloks und gehe wieder nach draußen. Die Pflanzen sprießen überall und erobern sich den alten Bahnhof zurück. Es gibt jede Menge Bänke, auf denen man picknicken und die Atmosphäre auf sich wirken lassen kann. Als ich draußen am Ringlokschuppen weiter gehe, ertönt direkt über mir ein zischelndes Summen, das sich wie ein Schwarm Insekten anhört. Ich brauche eine Weile, bis ich realisiere, dass es sich um das Surren der Hochspannungsleitungen handelt, die direkt über meinem Kopf von Mast zu Mast gespannt sind. Das seltsam flirrende Geräusch lässt diesen Ort noch gespenstischer wirken.
Doch mir gefällt der Ausblick auf den Ringlokschuppen, der mich sehr an meinen Künstlertreff in Mülheim erinnert. Während in Mülheim der Ringlokschuppen zum Kulturort umgeformt wurde, ist hier im Eisenbahnmuseum der runde Schuppen mit seinem Wasserturm und den Gleisanlagen vollständig erhalten. Im direkten Vergleich verstehe ich umso mehr, wie sehr sich das Ruhrgebiet im Laufe der Zeit verändert hat.
Als ich am Ende meines Ausflugs noch fröhlich auf den Gleisen von Schwelle zu Schwelle hüpfe – halte ich plötzlich inne und erschaudere: Aus einem der Waggons starrt mich ein Mann an! Erst auf den zweiten Blick wird mir klar, dass es sich um eine Puppe handelt. Das war definitiv absichtlich – und creepy. Ich überquere wieder die Gleise am Eingangstor, laufe zurück zum Bahnhof und kaufe mir noch eine Kugel Erdbeereis. Bochum-Dahlhausen wirkt auf den ersten Blick ziemlich schön, so vom S-Bahnhof aus. Relativ ruhig und grün und ein bisschen wie eine Kleinstadt. Vielleicht habe ich ja bald nochmal einen Grund herzukommen und mir den Stadtteil anzusehen.
Nächster Halt auf der Route Industriekultur: Ein Künstlertreff zum Eisenbahnmuseum in Bochum.
Bei meinem Ausflug zum Bochumer Eisenbahnmuseum erkunde ich riesige Hallen mit alten Dampflokomotiven und anderen kuriosen Fahrzeugen und lasse mich von der verlassenen Atmosphäre inspirieren.
Das Ziel meines heutigen Künstlertreffs ist mal wieder ziemlich ab vom Schuss. Das Eisenbahnmuseum liegt in Bochum-Dahlhausen, wo alle halbe Stunde die (verspätete) S3 hält. Von dort aus sind es noch einige Minuten Fußweg zum Museum, die mich über den Ruhrtal-Radweg durch eine industrielle, aber vergleichsweise grüne Landschaft führen. Müde lasse ich das seltsam bewölkte Wetter auf mich wirken und schlurfe durch die Gegend.
Schließlich weisen ein paar Schilder darauf hin, dass ich am Eisenbahnmuseum angekommen bin. Um einzutreten, muss ich – wie sollte es anders sein – mehrere Gleise überqueren. Das gefällt mir. Auch der Eingangsbereich macht mit seiner Architektur etwas her, denn nachdem ich die erste Tür passiert habe, befinde ich mich in einem kleinen Rechteck aus Beton, dessen Wände sich weit in den Himmel erstrecken und die vorbeiziehenden Wolken kunstvoll einrahmen.
Für den Eintritt ins Museum kann ich endlich meine Ruhr Top Card 2024 nutzen, die ich Anfang des Jahres gekauft habe. Hier kommt ein bisschen unbezahlte Werbung: Für rund 70 Euro gibt es das ganze Jahr über einmalig freien Eintritt in unzählige Museen, Parks und andere Freizeitorte. Außerdem bietet die Webseite der Ruhr Top Card sehr viel Inspiration für neue Ausflugsziele und Unternehmungen im Ruhrgebiet, sodass ich immer etwas Neues finde. Ich empfehle die Ruhr Top Card wärmstens – sie ist ein Muss für alle, die gern Ausflüge (und natürlich Künstlertreffs) im Ruhrgebiet machen.
Aber zurück zum Eisenbahnmuseum. Im Eingangshaus des Museums gibt es bereits eine glänzende Lokomotive sowie eine wunderschöne, kleine Fotoausstellung zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten des Pressefotografen Helmut Orwat, der im Laufe seiner Karriere unzählige kleine und große Alltagsmomente des Ruhrgebiets fotografisch festgehalten hat. In einem Zeitraum von 50 Jahren hat er damit den Strukturwandel des Ruhrgebiets umfassend dokumentiert. Seine Bilder beeindrucken mich so sehr, dass ich mir am liebsten den Bildband kaufen würde, in dem ein Großteil seiner Fotografien zu sehen sind.
Nachdem ich durch die Fotografien schon ein wenig auf das Ruhrgebiet der Vergangenheit eingestimmt bin, trete ich aus dem Eingangshaus heraus und starte meinen Rundgang durch das Eisenbahnmuseum. Von hier aus habe ich einen guten Blick auf das Gelände, wo mich noch mehr alte Zugwaggons und Dampfloks erwarten. Ich lasse mich treiben und orientiere mich dabei an den roten Schildern mit dem großen R.
Unter der Woche ist das Museum wie ausgestorben und hat daher eine seltsame Wirkung – es ist, als würde ich einfach nur auf einer Fläche aus Gleisen und Türmen und Hallen herumwandern, wo alte Dampflokomotiven und Personenzüge stehen und eine Handvoll Mitarbeiter an der ein- oder anderen Stelle arbeitet. Ein Museumsgefühl kommt nicht auf. Eher fühlt es sich an wie ein Werkstattbesuch. Ich denke, dass sich das Eisenbahnmuseum besonders an Sonn- und Feiertagen lohnt, wenn etwa eine Feldbahnfahrt oder eine Kurzeinführung rund um die Lokomotiv-Drehscheibe angeboten werden, sodass Teile des Museums auch in Funktion zu sehen sind. Aber irgendwie gefällt es mir auch, dass es sich nicht wie ein klassischer Museumsbesuch anfühlt, sondern eher als erkundete ich einen sonst unzugänglichen Ort.
Der Rundweg führt mich vor allem in zwei riesige, verstaubte Wagenhallen, in denen eine Dampflok neben der anderen steht. Einige der Lokomotiven kann man von innen begutachten, wie zum Beispiel den Postwagen, doch bei den meisten bleibt es bei einem äußeren Eindruck. Im Ringlokschuppen begegnet mir ein besonders eigenartiges Gefährt: der Schienen-Straßen-Omnibus aus den 1950er Jahren. Es handelt sich um einen langen, dunkelroten Omnibus, der nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Schienen fahren konnte und somit eine besonders große Flexibilität bieten sollte. Für den Betrieb auf Eisenbahngleisen wurde der Bus auf zwei Untergestelle, so genannte Spurwagen gesetzt. Mit zwei Hebevorrichtungen wurden die vordere und hintere Fahrzeughälfte angehoben, um sie auf den Spurwagen zu setzen. Die Fahrgäste blieben während solcher Manöver im Bus sitzen. Leider konnte sich das Konzept damals nicht durchsetzen, und soweit ich weiß, ist das Exemplar im Eisenbahnmuseum der letzte erhaltene „SchiStraBus“.
Irgendwann habe ich genug von den Dampfloks und gehe wieder nach draußen. Die Pflanzen sprießen überall und erobern sich den alten Bahnhof zurück. Es gibt jede Menge Bänke, auf denen man picknicken und die Atmosphäre auf sich wirken lassen kann. Als ich draußen am Ringlokschuppen weiter gehe, ertönt direkt über mir ein zischelndes Summen, das sich wie ein Schwarm Insekten anhört. Ich brauche eine Weile, bis ich realisiere, dass es sich um das Surren der Hochspannungsleitungen handelt, die direkt über meinem Kopf von Mast zu Mast gespannt sind. Das seltsam flirrende Geräusch lässt diesen Ort noch gespenstischer wirken. Doch mir gefällt der Ausblick auf den Ringlokschuppen, der mich sehr an meinen Künstlertreff in Mülheim erinnert. Während in Mülheim der Ringlokschuppen zum Kulturort umgeformt wurde, ist hier im Eisenbahnmuseum der runde Schuppen mit seinem Wasserturm und den Gleisanlagen vollständig erhalten. Im direkten Vergleich verstehe ich umso mehr, wie sehr sich das Ruhrgebiet im Laufe der Zeit verändert hat.
Als ich am Ende meines Ausflugs noch fröhlich auf den Gleisen von Schwelle zu Schwelle hüpfe – halte ich plötzlich inne und erschaudere: Aus einem der Waggons starrt mich ein Mann an! Erst auf den zweiten Blick wird mir klar, dass es sich um eine Puppe handelt. Das war definitiv absichtlich – und creepy. Ich überquere wieder die Gleise am Eingangstor, laufe zurück zum Bahnhof und kaufe mir noch eine Kugel Erdbeereis. Bochum-Dahlhausen wirkt auf den ersten Blick ziemlich schön, so vom S-Bahnhof aus. Relativ ruhig und grün und ein bisschen wie eine Kleinstadt. Vielleicht habe ich ja bald nochmal einen Grund herzukommen und mir den Stadtteil anzusehen.