Review zum autobiographischen Roman Eat, Pray, Love von Elizabeth Gilbert.
In Eat, Pray, Love sucht Elizabeth Gilbert nach Genuss, Hingabe und Harmonie. Sie nimmt mich mit auf ihre innere wie äußere Reise und stößt Gedanken zum Thema Selbstfindung und Glauben an.
In ihrer Autobiografie Eat, Pray, Love aus dem Jahr 2006 erzählt Elizabeth Gilbert ehrlich und humorvoll von ihrer Suche nach innerem Gleichgewicht. Sie begibt sich für ein Jahr auf eine Reise nach Italien, Indien und Indonesien (alle mit dem Anfangsbuchstaben „I“). Nach der Veröffentlichung wurde Eat, Pray, Love schnell zu einem internationalen Bestseller, der in 30 Sprachen übersetzt und mit Julia Roberts in der Hauptrolle verfilmt worden ist. Obwohl ich zuerst den Film gesehen habe, bietet das Buch viele neue Einblicke in Elizabeth Gilberts Gedankenwelt und in die Kultur der von ihr bereisten Länder. Zwar überzeugt mich der Roman nicht in jeder Hinsicht, dennoch konnte mich die Autorin inspirieren – vor allem mit ihren Gedanken zum Thema Spiritualität.
Für drei Monate lebt Elizabeth Gilbert in Rom und übt sich in der Tugend des Genießens. Das klingt zunächst leichter gesagt, als getan: Anstatt sich ohne Weiteres dem Klang der italienischen Sprache und der Würze des Essens hinzugeben, plagt sich die Autorin lange Zeit mit unnötigen Grübeleien über ihre Ex-Beziehungen. Die Frage nach Genuss geht sie zunächst an wie eine wissenschaftliche Arbeit. Erst im Laufe des Aufenthalts verändert sich ihre Perspektive:
Als mir dämmerte, dass die einzig naheliegende Frage lautete: ‚Was verstehe ich unter Vergnügen?‘ […] veränderte sich alles. Alles wurde … köstlich. Ich musste mich nur – zum ersten Mal in meinem Leben – jeden Tag fragen: ‚Was würdest du heute gerne tun, Liz? Was würde dir jetzt Spaß machen?‘ […] Ich stellte fest, dass ich im Grunde nur gut essen und möglichst oft Italienisch sprechen wollte. Das war alles.
Ich selbst habe ebenfalls festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, mir Genuss und Vergnügen zuzugestehen. Manchmal stelle ich so hohe Ansprüche an mich, dass sich nicht einmal meine kreative Arbeit nach Spaß anfühlt. Aber vielleicht liegt der Trick ja gerade darin, das Gefühl von Genuss wieder zuzulassen: wenn ich mich beim Schreiben in andere Welten flüchten oder beim Malen alles um mich herum vergessen kann. Mit den Worten von Ethan Hawke gesprochen: „Don’t read the book that you should read. Read the book that you want to read.” Genuss bedeutet, das tun zu können, worauf ich wirklich Lust habe.
In Indien verbringt Elizabeth Gilbert die meiste Zeit damit, im Ashram früh aufzustehen, stundenlang zu meditieren und den Boden zu putzen. Schon zu Beginn der Autobiographie macht die Autorin deutlich, dass sie auf ihrer Reise Gott näherkommen möchte. So widmet sie sich in Indien der Tugend der Hingabe. Mir gefällt besonders, was sie über Gebete schreibt:
Gebet ist Beziehung: Die Hälfte der Arbeit muss ich erledigen. Wenn ich eine Veränderung wünsche, aber nicht einmal in Worte fassen will, wie ich mir diese Veränderung konkret vorstelle, wie soll ich das Gewünschte dann jemals bekommen? Der halbe Nutzen des Gebets liegt im Bitten selbst, in der Äußerung einer klar formulierten und wohl überlegten Absicht. […] Auch das Schicksal empfinde ich als Beziehung – als Wechselspiel göttlicher Gnade und eigener Willensanstrengung.
Das Gebet, so wie Gilbert es beschreibt, ist im Grunde genommen nichts anderes als eine positive Affirmation. Indem wir formulieren, wofür wir dankbar sind und was wir uns wünschen, werden wir uns darüber bewusst, wer wir sind und was wir wollen. Auf diese Weise wird es leichter, das Leben positiv wahrzunehmen oder Veränderungen einzuleiten. Der Glaube an einen Gott oder einen Energiefluss – in welcher Form auch immer – kann viel Gutes bewirken, vor allem, wenn er nicht zu dogmatisch betrachtet wird. Elizabeth Gilbert beschreibt in Eat, Pray, Love ihren ganz individuellen Weg zu Gott. Und vielleicht ist es gerade das, was mich an dem Buch fasziniert: Während ich die Protagonistin auf ihrer individuellen Reise begleite, kann ich auch viel für mich selbst mitnehmen.
In dem letzten Land, das Elizabeth Gilbert auf ihrer Reise besucht, versucht sie Genuss und Hingabe miteinander zu verbinden, um zu innerer Harmonie zu gelangen. In Indonesien lernt sie nicht nur andere Arten der Meditation, sondern auch einen neuen Mann kennen. Angesichts ihrer gerade erst wiedergefundenen inneren Harmonie sieht die Autorin in der neuen Liebe vor allem eine Gefahr. Sie muss erst realisieren, dass sie selbst dafür verantwortlich ist, inwieweit sie sich von dieser Liebe aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Ihr indischer Guru formuliert es wie folgt: „In der Not fällt das Beten oft leicht genug, aber weiterzubeten, wenn die Krise vorüber ist, ist so, als würde man die Seele versiegeln, damit sie ihre Errungenschaften bewahrt.“
Das kann ich gut auf meine eigene kreative Reise anwenden. Ich habe gerade erst zu meiner Kreativität zurückgefunden und daher tierische Angst davor, sie wieder zu verlieren. Alles, was mir die Zeit und Energie für meine Kreativität rauben könnte, fühlt sich wie eine Bedrohung an – das kann neben der Arbeit auch meine Freundschaften oder den Partner betreffen. Ich habe auf meiner kreativen Reise jedoch gelernt, dass es an mir selbst liegt, wie ich meine Prioritäten setze und mit Zweifeln, Perfektionismus oder Niederlagen umgehe. Ich selbst gestalte mein Leben – niemand anders tut es. Aber das bedeutet nicht, dass ich mich vor allem anderen zurückziehen muss. Ganz im Gegenteil. Denn da sind ja noch diejenigen, die mich dort kratzen, wo ich nicht rankomme.
In ihrer Autobiografie Eat, Pray, Love aus dem Jahr 2006 erzählt Elizabeth Gilbert ehrlich und humorvoll von ihrer Suche nach innerem Gleichgewicht. Sie begibt sich für ein Jahr auf eine Reise nach Italien, Indien und Indonesien (alle mit dem Anfangsbuchstaben „I“). Nach der Veröffentlichung wurde Eat, Pray, Love schnell zu einem internationalen Bestseller, der in 30 Sprachen übersetzt und mit Julia Roberts in der Hauptrolle verfilmt worden ist. Obwohl ich zuerst den Film gesehen habe, bietet das Buch viele neue Einblicke in Elizabeth Gilberts Gedankenwelt und in die Kultur der von ihr bereisten Länder. Zwar überzeugt mich der Roman nicht in jeder Hinsicht, dennoch konnte mich die Autorin inspirieren – vor allem mit ihren Gedanken zum Thema Spiritualität.
Eat: Weil der Sinn für Genuss ein Anker für das eigene Menschsein ist
Für drei Monate lebt Elizabeth Gilbert in Rom und übt sich in der Tugend des Genießens. Das klingt zunächst leichter gesagt, als getan: Anstatt sich ohne Weiteres dem Klang der italienischen Sprache und der Würze des Essens hinzugeben, plagt sich die Autorin lange Zeit mit unnötigen Grübeleien über ihre Ex-Beziehungen. Die Frage nach Genuss geht sie zunächst an wie eine wissenschaftliche Arbeit. Erst im Laufe des Aufenthalts verändert sich ihre Perspektive:
Als mir dämmerte, dass die einzig naheliegende Frage lautete: ‚Was verstehe ich unter Vergnügen?‘ […] veränderte sich alles. Alles wurde … köstlich. Ich musste mich nur – zum ersten Mal in meinem Leben – jeden Tag fragen: ‚Was würdest du heute gerne tun, Liz? Was würde dir jetzt Spaß machen?‘ […] Ich stellte fest, dass ich im Grunde nur gut essen und möglichst oft Italienisch sprechen wollte. Das war alles.
Ich selbst habe ebenfalls festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, mir Genuss und Vergnügen zuzugestehen. Manchmal stelle ich so hohe Ansprüche an mich, dass sich nicht einmal meine kreative Arbeit nach Spaß anfühlt. Aber vielleicht liegt der Trick ja gerade darin, das Gefühl von Genuss wieder zuzulassen: wenn ich mich beim Schreiben in andere Welten flüchten oder beim Malen alles um mich herum vergessen kann. Mit den Worten von Ethan Hawke gesprochen: „Don’t read the book that you should read. Read the book that you want to read.” Genuss bedeutet, das tun zu können, worauf ich wirklich Lust habe.
Pray: Weil Gott es liebt, die Dinge durch unsere Hände zu fühlen
In Indien verbringt Elizabeth Gilbert die meiste Zeit damit, im Ashram früh aufzustehen, stundenlang zu meditieren und den Boden zu putzen. Schon zu Beginn der Autobiographie macht die Autorin deutlich, dass sie auf ihrer Reise Gott näherkommen möchte. So widmet sie sich in Indien der Tugend der Hingabe. Mir gefällt besonders, was sie über Gebete schreibt:
Gebet ist Beziehung: Die Hälfte der Arbeit muss ich erledigen. Wenn ich eine Veränderung wünsche, aber nicht einmal in Worte fassen will, wie ich mir diese Veränderung konkret vorstelle, wie soll ich das Gewünschte dann jemals bekommen? Der halbe Nutzen des Gebets liegt im Bitten selbst, in der Äußerung einer klar formulierten und wohl überlegten Absicht. […] Auch das Schicksal empfinde ich als Beziehung – als Wechselspiel göttlicher Gnade und eigener Willensanstrengung.
Das Gebet, so wie Gilbert es beschreibt, ist im Grunde genommen nichts anderes als eine positive Affirmation. Indem wir formulieren, wofür wir dankbar sind und was wir uns wünschen, werden wir uns darüber bewusst, wer wir sind und was wir wollen. Auf diese Weise wird es leichter, das Leben positiv wahrzunehmen oder Veränderungen einzuleiten. Der Glaube an einen Gott oder einen Energiefluss – in welcher Form auch immer – kann viel Gutes bewirken, vor allem, wenn er nicht zu dogmatisch betrachtet wird. Elizabeth Gilbert beschreibt in Eat, Pray, Love ihren ganz individuellen Weg zu Gott. Und vielleicht ist es gerade das, was mich an dem Buch fasziniert: Während ich die Protagonistin auf ihrer individuellen Reise begleite, kann ich auch viel für mich selbst mitnehmen.
Love: Weil es auf unserem Rücken diesen winzigen Fleck gibt, an dem wir uns selbst nicht kratzen können
In dem letzten Land, das Elizabeth Gilbert auf ihrer Reise besucht, versucht sie Genuss und Hingabe miteinander zu verbinden, um zu innerer Harmonie zu gelangen. In Indonesien lernt sie nicht nur andere Arten der Meditation, sondern auch einen neuen Mann kennen. Angesichts ihrer gerade erst wiedergefundenen inneren Harmonie sieht die Autorin in der neuen Liebe vor allem eine Gefahr. Sie muss erst realisieren, dass sie selbst dafür verantwortlich ist, inwieweit sie sich von dieser Liebe aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Ihr indischer Guru formuliert es wie folgt: „In der Not fällt das Beten oft leicht genug, aber weiterzubeten, wenn die Krise vorüber ist, ist so, als würde man die Seele versiegeln, damit sie ihre Errungenschaften bewahrt.“
Das kann ich gut auf meine eigene kreative Reise anwenden. Ich habe gerade erst zu meiner Kreativität zurückgefunden und daher tierische Angst davor, sie wieder zu verlieren. Alles, was mir die Zeit und Energie für meine Kreativität rauben könnte, fühlt sich wie eine Bedrohung an – das kann neben der Arbeit auch meine Freundschaften oder meinen Partner betreffen. Ich habe auf meiner kreativen Reise jedoch gelernt, dass es an mir selbst liegt, wie ich meine Prioritäten setze und mit Zweifeln, Perfektionismus oder Niederlagen umgehe. Ich selbst gestalte mein Leben – niemand anders tut es. Aber das bedeutet nicht, dass ich mich vor allem anderen zurückziehen muss. Ganz im Gegenteil. Denn da sind ja noch diejenigen, die mich dort kratzen, wo ich nicht rankomme.