Von der Sonne geküsst: Künstlertreff im Musée La Piscine
Das Musée La Piscine in Roubaix ist ein wirklich einmaliges Museum. In der wunderschönen Schwimmhalle aus den 30er Jahren beobachte ich die Spiegelungen des Lichts im Wasser und sehe mir wunderschöne Kunstwerke an – doch das Ende der Reise in Lille naht…
Mein Künstlertreff zum Musée La Piscine führt mich diesmal nach Roubaix, in eine Nachbarstadt von Lille. Auf dem Weg dorthin rauscht die Métro-Linie 2 nicht nur unterirdisch, sondern auch oberirdisch über lange Bahntrassen durch die Stadt, und unter dem weiten, hellblauen Himmel ist es umso beeindruckender, dass die Bahn vollständig automatisch fährt. Ich liebe das Auf und Ab über die vielen Brücken, den Ausblick auf das Industriegebiet von Lille, und die Geschwindigkeit der Métro auf den Schienen.
Schließlich steige ich am Gare Jean Lebas in Roubaix aus, nur wenige hunderte Meter vom Museum entfernt. Wenn ich auf der Avenue Jean Lebas in die Ferne schaue, ragen ganz hinten verzierte Turmspitzen in die Höhe, die sofort Lust darauf machen, auch diese Stadt zu erkunden. Doch zuerst geht’s ins Museum, das mit vollem Namen eigentlich La Piscine – Musée d’art et d’industrie André Diligent de Roubaix heißt.
Von außen würde man gar nicht erwarten, was sich im Inneren des Gebäudes verbirgt – die Fassade ist auffallend modern. Doch nur wenig später stehe ich in einer lichtdurchfluteten Halle, in der sanft das Wasser vor sich hinplätschert und ein riesiges Fenstermosaik meinen Blick gebannt auf sich zieht. Ich kann noch gar nicht richtig verarbeiten, dass ich jetzt wirklich hier bin.
Die Sonne fällt verträumt durch das feurige Glasfenster und taucht den gesamten Raum in ihr wärmendes Licht. Ich spüre, dass ich irgendwie erschöpft bin. In den letzten Tagen war ich trotz des Urlaubs innerlich immer wieder aufgewühlt, hatte tausende Gedanken im Kopf. Es kommt mir vor, als wäre ich heute nicht aufnahmefähig, nicht ganz im Museumsmodus.
Dabei ist es wunderschön hier. Auch die Kunstwerke sind wunderschön – zum Beispiel ziehen mich die Portraits von Rémy Cogghe in den Bann, weil seine Farben den Fokus so wunderbar auf die Gesichtszüge legen. Durch die verschiedenen Ebenen des Schwimmbads mit seinen ehemaligen Duschen und Umkleidekabinen werden die gerahmten Kunstwerke viel interessanter für das Auge als im klassischen white cube. So schaue ich erst auf Die Schwäne von Joseph Marius Ivy hinab, um sie später aus einer ganz neuen Perspektive zu entdecken.
Das Museum ist gut besucht, belebt, und die Stimmen in der Halle sorgen für einen Klangteppich, der eine Vorstellung davon gibt, wie das Schwimmbad geklungen haben muss, als es noch ein großes Becken und Springtürme beherbergte. Überall Menschen, die sich im Wasser erfrischen oder angelehnt am Beckenrand das bunte Treiben beobachten. Und all das eingerahmt von farbenfrohen Mosaikmustern.
Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen der Blick auf das Becken völlig frei ist – ohne Museumsbesucher, die das ästhetische Bild stören. Ich wandele ein bisschen durch die Gänge, sehe mir die Kunstwerke an und versuche irgendwie in Künstlertreff-Stimmung zu kommen. Irgendwann setze ich mich dann einfach auf eine der gefliesten Bänke in der obersten Etage, genau gegenüber des Mosaikfensters.
Meine Gedanken werden ruhiger, die Wellen legen sich. Ich werde müde. Aber müde zu werden bedeutet, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht finde ich also im Museum doch noch meinen inneren Frieden wieder.
Nachdem wir in der ersten Hälfte unseres Urlaubs in Lille schon ziemlich viel erkundet haben – zusammen und allein – sind wir inzwischen also im Ferienmodus angekommen. Wir chillen in der Wohnung, koexistieren auf der Couch, kochen coq au vin. Auf unserer kleinen Terrasse genieße ich die ersten paar Sonnenstrahlen und lese ein Buch, das ich mir in der librairie des voyages gekauft habe. Währenddessen lernt mein Freund französisch über eine App, sodass stets einige französische Phrasen zu mir herüberwehen.
Das Wetter ist weiterhin sonnig, und so machen wir uns auf den Weg in den Parc de la Citadelle im Westen von Lille. Die sternförmige Festung aus dem 17. Jahrhundert ist zwar noch immer Sitz des Militärs, sodass das zentrale Gebäude für Besucher gesperrt ist – doch der umliegende Park steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Hier gibt es unter anderem einen Zoo, diverse Sportanlagen und einen kleinen Freizeitpark.
Wir begnügen uns damit, die vielseitige Flora und Fauna zu beobachten und uns auf den teilweise unübersichtlichen Wegen zu verlaufen. Während nämlich auf der Landkarte die Struktur des Parks ganz übersichtlich wirkt, ist in der Realität alles so riesig, dass man kaum weiß, an welcher Ecke des fünfzackigen Sterns man sich eigentlich befindet. Ist aber auch egal – denn überall wo man hinsieht, gibt es etwas Schönes zu entdecken. Und am Ende finden wir doch noch den Weg über die Flüsse bis hin zur Porte Royale.
Das größte Kunstmuseum in Lille ist unser letzter Ausflug in den anderthalb Wochen, die wir in dieser Stadt verbracht haben. Wie die typischen Touris sehen wir uns hier wirklich jede Etage an – von den Gemälden aus dem 16. Jahrhundert bis hin zu den restaurierten Reliefkarten, als noch alle Städte zitadellenförmig gebaut waren, um sich vor Angriffen zu schützen. Die obligatorischen Zwischenstopps im Museumscafé und -shop durften natürlich auch nicht fehlen.
Und wer es geschafft hat, bis hierhin zu lesen, der kann sich hier noch eine kleine Bildergalerie anschauen:
Sowas passiert wohl, wenn man einen Museums-Overload hat – denn der Palais des Beaux Arts ist so groß, dass man wirklich viele Stunden dort verbringen kann. Scheinbar hat es uns jedoch sehr gut gefallen, denn als wir das von innen wie außen beeindruckende Gebäude verlassen, dämmert es draußen bereits.
Ich bin traurig, dass der Urlaub zu Ende geht. Die kleine Ferienwohnung ist schneller zu einem Zuhause geworden als gedacht. St. Maurice Pellevoisin ist ein charmantes Viertel – es gibt eine kleine Straße mit Cafés, einer fromagerie, kleinen supermarchés und vielem mehr… und all das ist umrandet von den schmuckvollen Häuserreihen des Nordens. Nicht zu vergessen: der Pétanque-Platz direkt vor unserer Haustür, auf dem auch wir einige Partien gespielt haben.
Vor einigen Tagen haben wir sogar eine spontane Führung durch die Kirche des Viertels bekommen – auf Französisch und mit ausführlichen Erläuterungen zu den bunten Kirchenfenstern, die rundum von der Geburt und Auferstehung Jesu erzählen.
Auch wenn ich am liebsten bleiben würde, packen wir all unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Heimweg. Ein letztes Mal flanieren wir durch die Nachbarschaft, wo gerade eine Gruppe von Kunststudenten damit beschäftigt ist, die einzigartigen Häuschen auf ihren Zeichenblöcken kunstvoll einzufangen. Es ist mein letzter Eindruck von Lille, bevor wir ins Auto steigen und heimfahren.
Von der Sonne geküsst: Künstlertreff im Musée La Piscine
Das Museum La Piscine in Roubaix ist ein wirklich einmaliges Museum. In der wunderschönen Schwimmhalle aus den 30er Jahren beobachte ich die Spiegelungen des Lichts im Wasser und sehe mir wunderschöne Kunstwerke an – doch das Ende der Reise in Lille naht…
Mein Künstlertreff zum Musée La Piscine führt mich diesmal nach Roubaix, in eine Nachbarstadt von Lille. Auf dem Weg dorthin rauscht die Métro-Linie 2 nicht nur unterirdisch, sondern auch oberirdisch über lange Bahntrassen durch die Stadt, und unter dem weiten, hellblauen Himmel ist es umso beeindruckender, dass die Bahn vollständig automatisch fährt. Ich liebe das Auf und Ab über die vielen Brücken, den Ausblick auf das Industriegebiet von Lille, und die Geschwindigkeit der Métro auf den Schienen.
Schließlich steige ich am Gare Jean Lebas in Roubaix aus, nur wenige hunderte Meter vom Museum entfernt. Wenn ich auf der Avenue Jean Lebas in die Ferne schaue, ragen ganz hinten verzierte Turmspitzen in die Höhe, die sofort Lust darauf machen, auch diese Stadt zu erkunden. Doch zuerst geht’s ins Museum, das mit vollem Namen eigentlich La Piscine – Musée d’art et d’industrie André Diligent de Roubaix heißt.
Von außen würde man gar nicht erwarten, was sich im Inneren des Gebäudes verbirgt – die Fassade ist auffallend modern. Doch nur wenig später stehe ich in einer lichtdurchfluteten Halle, in der sanft das Wasser vor sich hinplätschert und ein riesiges Fenstermosaik meinen Blick gebannt auf sich zieht. Ich kann noch gar nicht richtig verarbeiten, dass ich jetzt wirklich hier bin.
Die Sonne fällt verträumt durch das feurige Glasfenster und taucht den gesamten Raum in ihr wärmendes Licht. Ich spüre, dass ich irgendwie erschöpft bin. In den letzten Tagen war ich trotz des Urlaubs innerlich immer wieder aufgewühlt, hatte tausende Gedanken im Kopf. Es kommt mir vor, als wäre ich heute nicht aufnahmefähig, nicht ganz im Museumsmodus.
Dabei ist es wunderschön hier. Auch die Kunstwerke sind wunderschön – zum Beispiel ziehen mich die Portraits von Rémy Cogghe in den Bann, weil seine Farben den Fokus so wunderbar auf die Gesichtszüge legen. Durch die verschiedenen Ebenen des Schwimmbads mit seinen ehemaligen Duschen und Umkleidekabinen werden die gerahmten Kunstwerke viel interessanter für das Auge als im klassischen white cube. So schaue ich erst auf Die Schwäne von Joseph Marius Ivy hinab, um sie später aus einer ganz neuen Perspektive zu entdecken.
Das Museum ist gut besucht, belebt, und die Stimmen in der Halle sorgen für einen Klangteppich, der eine Vorstellung davon gibt, wie das Schwimmbad geklungen haben muss, als es noch ein großes Becken und Springtürme beherbergte. Überall Menschen, die sich im Wasser erfrischen oder angelehnt am Beckenrand das bunte Treiben beobachten. Und all das eingerahmt von farbenfrohen Mosaikmustern.
Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen der Blick auf das Becken völlig frei ist – ohne Museumsbesucher, die das ästhetische Bild stören. Ich wandele ein bisschen durch die Gänge, sehe mir die Kunstwerke an und versuche irgendwie in Künstlertreff-Stimmung zu kommen. Irgendwann setze ich mich dann einfach auf eine der gefliesten Bänke in der obersten Etage, genau gegenüber des Mosaikfensters.
Meine Gedanken werden ruhiger, die Wellen legen sich. Ich werde müde. Aber müde zu werden bedeutet, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht finde ich also im Museum doch noch meinen inneren Frieden wieder.
Nachdem wir in der ersten Hälfte unseres Urlaubs in Lille schon ziemlich viel erkundet haben – zusammen und allein – sind wir inzwischen also im Ferienmodus angekommen. Wir chillen in der Wohnung, koexistieren auf der Couch, kochen coq au vin. Auf unserer kleinen Terrasse genieße ich die ersten paar Sonnenstrahlen und lese ein Buch, das ich mir in der librairie des voyages gekauft habe. Währenddessen lernt mein Freund französisch über eine App, sodass stets einige französische Phrasen zu mir herüberwehen.
Das Wetter ist weiterhin sonnig, und so machen wir uns auf den Weg in den Parc de la Citadelle im Westen von Lille. Die sternförmige Festung aus dem 17. Jahrhundert ist zwar noch immer Sitz des Militärs, sodass das zentrale Gebäude für Besucher gesperrt ist – doch der umliegende Park steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Hier gibt es unter anderem einen Zoo, diverse Sportanlagen und einen kleinen Freizeitpark.
Wir begnügen uns damit, die vielseitige Flora und Fauna zu beobachten und uns auf den teilweise unübersichtlichen Wegen zu verlaufen. Während nämlich auf der Landkarte die Struktur des Parks ganz übersichtlich wirkt, ist in der Realität alles so riesig, dass man kaum weiß, an welcher Ecke des fünfzackigen Sterns man sich eigentlich befindet. Ist aber auch egal – denn überall wo man hinsieht, gibt es etwas Schönes zu entdecken. Und am Ende finden wir doch noch den Weg über die Flüsse bis hin zur Porte Royale.
Das größte Kunstmuseum in Lille ist unser letzter Ausflug in den anderthalb Wochen, die wir in dieser Stadt verbracht haben. Wie die typischen Touris sehen wir uns hier wirklich jede Etage an – von den Gemälden aus dem 16. Jahrhundert bis hin zu den restaurierten Reliefkarten, als noch alle Städte zitadellenförmig gebaut waren, um sich vor Angriffen zu schützen. Die obligatorischen Zwischenstopps im Museumscafé und -shop durften natürlich auch nicht fehlen.
Und wer es geschafft hat, bis hierhin zu lesen, der kann sich hier noch eine kleine Bildergalerie anschauen:
Sowas passiert wohl, wenn man einen Museums-Overload hat – denn der Palais des Beaux Arts ist so groß, dass man wirklich viele Stunden dort verbringen kann. Scheinbar hat es uns jedoch sehr gut gefallen, denn als wir das von innen wie außen beeindruckende Gebäude verlassen, dämmert es draußen bereits.
Ich bin traurig, dass der Urlaub zu Ende geht. Die kleine Ferienwohnung ist schneller zu einem Zuhause geworden als gedacht. St. Maurice Pellevoisin ist ein charmantes Viertel – es gibt eine kleine Straße mit Cafés, einer fromagerie, kleinen supermarchés und vielem mehr… und all das ist umrandet von den schmuckvollen Häuserreihen des Nordens. Nicht zu vergessen: der Pétanque-Platz direkt vor unserer Haustür, auf dem auch wir einige Partien gespielt haben.
Vor einigen Tagen haben wir sogar eine spontane Führung durch die Kirche des Viertels bekommen – auf Französisch und mit ausführlichen Erläuterungen zu den bunten Kirchenfenstern, die rundum von der Geburt und Auferstehung Jesu erzählen.
Auch wenn ich am liebsten bleiben würde, packen wir all unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Heimweg. Ein letztes Mal flanieren wir durch die Nachbarschaft, wo gerade eine Gruppe von Kunststudenten damit beschäftigt ist, die einzigartigen Häuschen auf ihren Zeichenblöcken kunstvoll einzufangen. Es ist mein letzter Eindruck von Lille, bevor wir ins Auto steigen und heimfahren.