Schreiben vs. Instagram: Wie ich meine Kunst vermarkten will
Kann man ohne Social Media heute überhaupt erfolgreich sein? Inspiriert von Amie McNee hinterfrage ich in diesem Artikel, wie ich meine Kunst vermarkten kann, ohne mich zu verbiegen.
Neulich habe ich auf YouTube eine inspirierende Künstlerin entdeckt, die in ihren Video-Essays viele Themen anspricht, die uns Künstler oft umtreiben. Ihr Name ist Amie McNee. Und wie die meisten Kreativen hat auch sie eine lange Reise voller Zweifel und Herausforderungen in Kauf genommen, um ein Leben als Künstlerin zu führen. Ihre Essays sind nicht nur emotional und einfühlsam, sondern auch voll mit wertvollen Ratschlägen für (blockierte) Künstler.
Aber kommen wir zu einem ihrer Videos, das mich besonders zum Nachdenken gebracht hat. Der Titel besteht aus einem Satz, den ich selbst schon oft genug gedacht oder ausgesprochen habe:
Und der Video-Essay ertappt mich auf frischer Tat, denn Amie McNee stellt diese Aussage ordentlich auf die Probe. Ihr zufolge leben wir heute in der besten Zeit, um als Künstler erfolgreich zu sein und von unserer Kunst zu leben. Die Gründe dafür sind so offensichtlich wie frustrierend: es sind die Möglichkeiten des Internets und der Sozialen Medien.
Warum frustrierend? Weil es nicht gerade im Sinne vieler Künstler ist, im Internet ihre Kunst zu vermarkten und ihre Arbeit von einem Algorithmus abhängig zu machen. Auch ich denke oft, dass ich meine Zeit lieber direkt ins Schreiben investieren will. Das Marketing überlasse ich dann getrost den anderen, den Agenturen und Verlagen, der Mundpropaganda, zumindest, wenn es irgendwann mal so weit sein sollte mit meinen Projekten…
Damals, als es das böse „Zoschäl Midia“ noch nicht gab, mussten sich die Autoren nicht mit der digitalen Welt auseinandersetzen, sie hackten einfach ihre Buchstaben in die Tastatur und wurden dann eines Tages von einem investierten Agenten entdeckt und weitläufig vermarktet… träum, träum, träum…
Moment mal. Stopp. Genau diesen romantisierten Irrglauben hebelt Amie McNee in ihrem Essay aus, denn: Künstler mussten sich schon immer vermarkten. Die größten Autoren und Künstler der letzten Jahrhunderte haben sich unermüdlich dafür eingesetzt, Verlage und Leser für ihre Bücher, Galerien und Käufer für ihre Gemälde, Plattenlabel und Zuhörer für ihre Musik zu finden. Pablo Picasso etwa hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn, der ihm seinen Wohlstand sicherte.
Künstler aus jeglichen Sparten mussten der Welt mühevoll klarmachen, warum ihre Kunst es wert ist, gesehen zu werden – und das ohne die Möglichkeit, mit einem einzigen Klick tausende von Menschen zu erreichen. Dabei kamen die erfinderischsten Strategien zum Einsatz.
In der Serie Anne with an E steht Anne etwa an einem Bahnhof und trägt den Wartenden ihre Gedichte vor, um sich etwas Geld zu verdienen. Obwohl sich die allermeisten genervt von ihr abwenden, gibt sie nicht auf. Und genau darin besteht wohl die wahre Kunst: den Mut zu haben, sich zum Narren zu machen.
Unsere wilden Anstrengungen bieten keine Garantie für Erfolg, doch sie machen ihn immerhin wahrscheinlicher. Amie McNee formuliert es ganz klar:
Da ist so viel Wahres dran, dass ich erstmal schlucken muss. Meistens denke ich, dass ich es mit meinen Manuskripten zuerst bei Literaturagenturen versuchen will, allein schon, weil ich mir nicht zutraue, meine Werke selbst zu vermarkten, wie es z. B. im Selfpublishing wesentlich ist.
Aber ist ein Agentur- oder Verlagsvertrag wirklich die Garantie dafür, dass jemand für mein Werk einsteht und dafür sorgt, dass es gelesen wird? Ist es nicht seltsam, den Erfolg eines Buchs, an dem man so lange gearbeitet hat, vollständig von den Bemühungen anderer abhängig zu machen? Gibt es nicht genug Autoren, die damit auch schlechte Erfahrungen machten?
Es geht hier nicht darum, was besser oder schlechter ist – Selfpublishing oder Verlag. Sondern darum, dass das „marketingfreie“, blühende Schriftstellerleben (oder auch Künstlerleben) einfach nicht existiert. Denn auch wer einen Verlag gefunden hat, muss sein Buch auf Messen und Lesungen vermarkten. Statt also darüber zu jammern, dass wir nicht entdeckt werden oder sich der Verlag beim Marketing nicht genug ins Zeug legt, müssen wir selbst ins Tun kommen. Letztlich führt kein Weg daran vorbei.
Und das macht Angst. Verdammt viel Angst. Schon jetzt bin ich von dem Video-Essay gestresst. Meinen Erfolg, mein ‚Marketing‘ selbst in die Hand nehmen, kann ich das überhaupt?
Es ist viel leichter, von der dunklen Ecke aus mit dem Finger auf die Welt zu zeigen und zu sagen: „Ihr seid schuld daran, dass ich mit meiner Kunst nicht erfolgreich bin! Ihr seht mich nicht, seht nicht, wie genial ich bin!“ Dabei ist auch das nur eine künstlerische Blockade, so wie alle anderen. Ich will mich nicht vermarkten heißt übersetzt: Ich habe Angst davor, gesehen zu werden. Angst davor, nicht gut genug zu sein. Angst vor allem Möglichen. Denn, um nochmals die Worte von Amie aufzugreifen: Vielleicht habe ich nie gelernt, für mich selbst einzustehen.
Für mein Schreiben einzustehen, bedeutet ja nicht, dass ich behaupten muss, mein Roman sei der geilste der Welt – fehlerlos, perfekt. Oder dass ich einfordere, die Beste in meinem Metier sein zu wollen und den Buchpreis zu verdienen. Sondern es bedeutet lediglich, dass ich daran glaube, dass mein Buch es wert ist, gelesen zu werden. Dass es da draußen Menschen gibt, die meine Geschichten gerne lesen und die mich auf meiner kreativen Reise begleiten wollen.
Und obwohl mich Amie mit ihren Worten überzeugt hat, bleibe ich dabei: Ich möchte Schriftstellerin sein, keine Content Creatorin.
Ich habe das schon einmal versucht, über Instagram. Damals verfolgte ich zwar nicht das Ziel, mein Schreiben zu vermarkten, dennoch widmete ich mich auf meinem Account hauptsächlich dem Schreiben. Dabei ist viel Schönes entstanden: Ich habe mich mit anderen vernetzt, habe viel dazugelernt und war Teil einer Gemeinschaft aus Gleichgesinnten, die ich zum Teil sogar im realen Leben getroffen habe.
Doch ab einem gewissen Zeitpunkt sorgte das alles dafür, dass ich den Sozialen Medien mehr Zeit gewidmet habe als dem tatsächlichen Schreiben. Und dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar – schließlich sollte der Account mein Schreiben ursprünglich unterstützen, statt mich davon abzuhalten. Und ganz ehrlich: Es macht mir keinen Spaß, regelmäßig zu posten, mir dauernd Werbung reinzuziehen und dabei auch noch mitzumachen, indem ich mich selbst darstelle. Wie gut mein Content wohl ist, so ganz ohne Herz und nur aus Prinzip?
Bei all dem ist mein Ehrgeiz noch das Tüpfelchen auf dem ‚i‘: Egal auf welcher Plattform ich mich herumtreibe, überall sind Zahlen verfügbar, anhand derer ich mich selbst oder meine Kunst messen kann. Likes, Aufrufe, Besucherzahlen. Plötzlich zählt nicht mehr, wie viel ich schreibe, sondern wie viele Leute sich meinen ‚Content‘ anschauen. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich die Erfolge anderer idealisiere und mich mit ihnen vergleiche – nur um mich daraufhin schlecht zu fühlen.
Meinen Blog habe ich aus vielen verschiedenen Gründen gestartet. Aber eins ist klar: Ich möchte mit meinem Schreiben nicht dafür sorgen, dass die Leser noch mehr ihrer Lebenszeit auf Instagram verbringen. Stattdessen möchte ich, dass sie auf ‚weiterlesen‘ klicken, Instagram damit entfliehen und gar nicht mehr zurückkehren wollen (grüße an Lisa 😉).
Ich wünsche mir, dass die Menschen meine Texte lesen und danach das Handy weglegen. Dass sie selbst kreativ werden, bei einem Künstlertreff die Welt erkunden oder einen inspirierenden Film genießen – ganz ohne Ablenkungen. Wenn wir alle weniger Zeit im Internet verbringen, dann ist auch wieder mehr Zeit zum Bücherlesen da, mehr Zeit, um neue Autoren zu entdecken, in der Buchhandlung um die Ecke spontan einer Lesung zu lauschen, oder sich in Ateliers mit anderen Künstlern auszutauschen. Im echten Leben.
Auch Amie McNee weist letztlich darauf hin, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, die eigene Kunst erfolgreich zu vermarkten. Es gibt Schreibgruppen, offene Lesungen, Buchmessen, lokale Kunstmärkte und allerhand mehr.
Für mich ist es schon viel wert, wenn ich es schaffe, anderen Menschen offen von meinem Blog oder meinem Roman zu erzählen. Außerdem kreiere ich auf meinem Blog ja bereits Inhalte, und auch hier gibt es viele Wege, wie ich neue Leser gewinnen kann: Blogparaden, SEO und ansprechende Inhalte.
Ich muss nicht jetzt sofort alles daran setzen, gesehen zu werden. Ich will mir Zeit geben, um zu wachsen. Mir in Ruhe überlegen, was meine nächsten Schritte sind und wie ich das Wort ‚Marketing‘ mit mir selbst und meinen Werten vereinen kann. Der Druck, mich auf eine bestimmte Weise vermarkten zu müssen, blockiert mich jedenfalls.
Deswegen formuliere ich vermarkten um in: mich der Welt zeigen. Und: Für meine Kunst einstehen. Und während ich das tue, erlaube ich mir außerdem, mit Ruhe und Geduld zu wachsen. In einem Tempo, das meiner Kunst gerecht wird.
Zu diesem Schluss kommt auch Amie, wenn sie sagt:
Do it your way. You gotta figure out what delights you. Marketing is an art. Decide, how you want to do it.
Wie stehst du zu dem Thema? Fühlst du dich auch hin- und hergerissen zwischen Kreativität und Selbstvermarktung? Oder hast du bereits Wege gefunden, deine Kunst zu zeigen, ohne dich zu verbiegen?
Schreiben vs. Instagram: Wie ich meine Kunst vermarkten will
Kann man heute ohne Social Media überhaupt erfolgreich sein? Inspiriert von Amie McNee hinterfrage ich in diesem Artikel, wie ich meine Kunst vermarkten kann, ohne mich zu verbiegen.
Neulich habe ich auf YouTube eine inspirierende Künstlerin entdeckt, die in ihren Video-Essays viele Themen anspricht, die uns Künstler oft umtreiben. Ihr Name ist Amie McNee. Und wie die meisten Kreativen hat auch sie eine lange Reise voller Zweifel und Herausforderungen in Kauf genommen, um ein Leben als Künstlerin zu führen. Ihre Essays sind nicht nur emotional und einfühlsam, sondern auch voll mit wertvollen Ratschlägen für (blockierte) Künstler.
Aber kommen wir zu einem ihrer Videos, das mich besonders zum Nachdenken gebracht hat. Der Titel besteht aus einem Satz, den ich selbst schon oft genug gedacht oder ausgesprochen habe:
Und der Video-Essay ertappt mich auf frischer Tat, denn Amie McNee stellt diese Aussage ordentlich auf die Probe. Ihr zufolge leben wir heute in der besten Zeit, um als Künstler erfolgreich zu sein und von unserer Kunst zu leben. Die Gründe dafür sind so offensichtlich wie frustrierend: es sind die Möglichkeiten des Internets und der Sozialen Medien.
Warum frustrierend? Weil es nicht gerade im Sinne vieler Künstler ist, im Internet ihre Kunst zu vermarkten und ihre Arbeit von einem Algorithmus abhängig zu machen. Auch ich denke oft, dass ich meine Zeit lieber direkt ins Schreiben investieren will. Das Marketing überlasse ich dann getrost den anderen, den Agenturen und Verlagen, der Mundpropaganda, zumindest, wenn es irgendwann mal so weit sein sollte mit meinen Projekten…
Damals, als es das böse „Zoschäl Midia“ noch nicht gab, mussten sich die Autoren nicht mit der digitalen Welt auseinandersetzen, sie hackten einfach ihre Buchstaben in die Tastatur und wurden dann eines Tages von einem investierten Agenten entdeckt und weitläufig vermarktet… träum, träum, träum…
Die beste Zeit, um als Künstler erfolgreich zu werden
Moment mal. Stopp. Genau diesen romantisierten Irrglauben hebelt Amie McNee in ihrem Essay aus, denn: Künstler mussten sich schon immer vermarkten. Die größten Autoren und Künstler der letzten Jahrhunderte haben sich unermüdlich dafür eingesetzt, Verlage und Leser für ihre Bücher, Galerien und Käufer für ihre Gemälde, Plattenlabel und Zuhörer für ihre Musik zu finden. Pablo Picasso etwa hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn, der ihm seinen Wohlstand sicherte.
Künstler aus jeglichen Sparten mussten der Welt mühevoll klarmachen, warum ihre Kunst es wert ist, gesehen zu werden – und das ohne die Möglichkeit, mit einem einzigen Klick tausende von Menschen zu erreichen. Dabei kamen die erfinderischsten Strategien zum Einsatz.
In der Serie Anne with an E steht Anne etwa an einem Bahnhof und trägt den Wartenden ihre Gedichte vor, um sich etwas Geld zu verdienen. Obwohl sich die allermeisten genervt von ihr abwenden, gibt sie nicht auf. Und genau darin besteht wohl die wahre Kunst: den Mut zu haben, sich zum Narren zu machen.
Unsere wilden Anstrengungen bieten keine Garantie für Erfolg, doch sie machen ihn immerhin wahrscheinlicher. Amie McNee formuliert es ganz klar:
„Wer soll für deine Kunst einstehen, wenn nicht du selbst?“
Da ist so viel Wahres dran, dass ich erstmal schlucken muss. Meistens denke ich, dass ich es mit meinen Manuskripten zuerst bei Literaturagenturen versuchen will, allein schon, weil ich mir nicht zutraue, meine Werke selbst zu vermarkten, wie es z. B. im Selfpublishing wesentlich ist.
Aber ist ein Agentur- oder Verlagsvertrag wirklich die Garantie dafür, dass jemand für mein Werk einsteht und dafür sorgt, dass es gelesen wird? Ist es nicht seltsam, den Erfolg eines Buchs, an dem man so lange gearbeitet hat, vollständig von den Bemühungen anderer abhängig zu machen? Gibt es nicht genug Autoren, die damit auch schlechte Erfahrungen machten?
Es geht hier nicht darum, was besser oder schlechter ist – Selfpublishing oder Verlag. Sondern darum, dass das „marketingfreie“, blühende Schriftstellerleben (oder auch Künstlerleben) einfach nicht existiert. Denn auch wer einen Verlag gefunden hat, muss sein Buch auf Messen und Lesungen vermarkten. Statt also darüber zu jammern, dass wir nicht entdeckt werden oder sich der Verlag beim Marketing nicht genug ins Zeug legt, müssen wir selbst ins Tun kommen. Letztlich führt kein Weg daran vorbei.
Keine falsche Bescheidenheit: Stell dich deinen Ängsten und vermarkte dich
Und das macht Angst. Verdammt viel Angst. Schon jetzt bin ich von dem Video-Essay gestresst. Meinen Erfolg, mein ‚Marketing‘ selbst in die Hand nehmen, kann ich das überhaupt?
Es ist viel leichter, von der dunklen Ecke aus mit dem Finger auf die Welt zu zeigen und zu sagen: „Ihr seid schuld daran, dass ich mit meiner Kunst nicht erfolgreich bin! Ihr seht mich nicht, seht nicht, wie genial ich bin!“ Dabei ist auch das nur eine künstlerische Blockade, so wie alle anderen. Ich will mich nicht vermarkten heißt übersetzt: Ich habe Angst davor, gesehen zu werden. Angst davor, nicht gut genug zu sein. Angst vor allem Möglichen. Denn, um nochmals die Worte von Amie aufzugreifen: Vielleicht habe ich nie gelernt, für mich selbst einzustehen.
Für mein Schreiben einzustehen, bedeutet ja nicht, dass ich behaupten muss, mein Roman sei der geilste der Welt – fehlerlos, perfekt. Oder dass ich einfordere, die Beste in meinem Metier sein zu wollen und den Buchpreis zu verdienen. Sondern es bedeutet lediglich, dass ich daran glaube, dass mein Buch es wert ist, gelesen zu werden. Dass es da draußen Menschen gibt, die meine Geschichten gerne lesen und die mich auf meiner kreativen Reise begleiten wollen.
Und obwohl mich Amie mit ihren Worten überzeugt hat, bleibe ich dabei: Ich möchte Schriftstellerin sein, keine Content Creatorin.
Künstler statt Content Creator: Der Preis der Sozialen Medien
Ich habe das schon einmal versucht, über Instagram. Damals verfolgte ich zwar nicht das Ziel, mein Schreiben zu vermarkten, dennoch widmete ich mich auf meinem Account hauptsächlich dem Schreiben. Dabei ist viel Schönes entstanden: Ich habe mich mit anderen vernetzt, habe viel dazugelernt und war Teil einer Gemeinschaft aus Gleichgesinnten, die ich zum Teil sogar im realen Leben getroffen habe.
Doch ab einem gewissen Zeitpunkt sorgte das alles dafür, dass ich den Sozialen Medien mehr Zeit gewidmet habe als dem tatsächlichen Schreiben. Und dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar – schließlich sollte der Account mein Schreiben ursprünglich unterstützen, statt mich davon abzuhalten. Und ganz ehrlich: Es macht mir keinen Spaß, regelmäßig zu posten, mir dauernd Werbung reinzuziehen und dabei auch noch mitzumachen, indem ich mich selbst darstelle. Wie gut mein Content wohl ist, so ganz ohne Herz und nur aus Prinzip?
Bei all dem ist mein Ehrgeiz noch das Tüpfelchen auf dem ‚i‘: Egal auf welcher Plattform ich mich herumtreibe, überall sind Zahlen verfügbar, anhand derer ich mich selbst oder meine Kunst messen kann. Likes, Aufrufe, Besucherzahlen. Plötzlich zählt nicht mehr, wie viel ich schreibe, sondern wie viele Leute sich meinen ‚Content‘ anschauen. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich die Erfolge anderer idealisiere und mich mit ihnen vergleiche – nur um mich daraufhin schlecht zu fühlen.
Wofür ich wirklich schreiben will
Meinen Blog habe ich aus vielen verschiedenen Gründen gestartet. Aber eins ist klar: Ich möchte mit meinem Schreiben nicht dafür sorgen, dass die Leser noch mehr ihrer Lebenszeit auf Instagram verbringen. Stattdessen möchte ich, dass sie auf ‚weiterlesen‘ klicken, Instagram damit entfliehen und gar nicht mehr zurückkehren wollen (grüße an Lisa 😉).
Ich wünsche mir, dass die Menschen meine Texte lesen und danach das Handy weglegen. Dass sie selbst kreativ werden, bei einem Künstlertreff die Welt erkunden oder einen inspirierenden Film genießen – ganz ohne Ablenkungen. Wenn wir alle weniger Zeit im Internet verbringen, dann ist auch wieder mehr Zeit zum Bücherlesen da, mehr Zeit, um neue Autoren zu entdecken, in der Buchhandlung um die Ecke spontan einer Lesung zu lauschen, oder sich in Ateliers mit anderen Künstlern auszutauschen. Im echten Leben.
Von den Sozialen Medien zurück in die echte Welt
Auch Amie McNee weist letztlich darauf hin, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, die eigene Kunst erfolgreich zu machen. Es gibt Schreibgruppen, offene Lesungen, Buchmessen, lokale Kunstmärkte und allerhand mehr. Für mich ist es schon viel wert, wenn ich es schaffe, anderen Menschen offen von meinem Blog oder meinem Roman zu erzählen. Außerdem kreiere ich auf meinem Blog ja bereits Inhalte, und auch hier gibt es viele Wege, wie ich neue Leser gewinnen kann: Blogparaden, SEO und ansprechende Inhalte.
Ich muss nicht jetzt sofort alles daran setzen, gesehen zu werden. Ich will mir Zeit geben, um zu wachsen. Mir in Ruhe überlegen, was meine nächsten Schritte sind und wie ich das Wort ‚Marketing‘ mit mir selbst und meinen Werten vereinen kann. Der Druck, mich auf eine bestimmte Weise vermarkten zu müssen, blockiert mich jedenfalls.
Mein Fazit: Kunst zeigen statt sie zu vermarkten
Deswegen formuliere ich vermarkten um in: mich der Welt zeigen. Und: Für meine Kunst einstehen. Und während ich das tue, erlaube ich mir außerdem, mit Ruhe und Geduld zu wachsen. In einem Tempo, das meiner Kunst gerecht wird.
Zu diesem Schluss kommt auch Amie, wenn sie sagt:
„Do it your way. You gotta figure out what delights you. Marketing is an art. Decide, how you want to do it.”
Wie stehst du zu dem Thema? Fühlst du dich auch hin- und hergerissen zwischen Kreativität und Selbstvermarktung? Oder hast du bereits Wege gefunden, deine Kunst zu zeigen, ohne dich zu verbiegen?