Filmtipp: Review zum norwegischen Film Auf Anfang (2006) von Joachim Trier.
Der norwegische Film Auf Anfang (2006) des Regisseurs Joachim Trier – mit Originaltitel Reprise – erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Erik und Phillip, die beide am Anfang ihrer Schriftstellerkarriere stehen.
Ich habe Auf Anfang vor langer Zeit entdeckt, als ich noch Fernsehen schaute und an einsamen Abenden von Sender zu Sender zappte. Ein bisschen vermisse ich jene Zeit, als ich mich spontan auf Filme und Sendungen einlassen konnte, die durch eine zufällige Sequenz mein Interesse geweckt haben. Obwohl es meistens nichts zu finden gab, entdeckte ich dabei doch so manches Fundstück.
Da ich die Angewohnheit habe, mir von faszinierenden Filmen die DVD anzuschaffen, kann ich immerhin noch heute meine alten Lieblingsfilme herausholen und mit Genuss anschauen. Auf Anfang von Joachim Trier ist für mich als angehende Schriftstellerin mit einer Schwäche für atmosphärische und nachdenkliche Filme natürlich genau das Richtige. Aber ihr müsst nicht ohne den Film auskommen: Seit dem 15. Mai 2024 ist er in Deutschland auch auf Netflix verfügbar (allerdings nur mit deutschen Untertiteln).
Die Freunde Erik (Espen Klouman-Høiner) und Phillip (Anders Danielsen Lie) lieben Literatur und träumen von einer Karriere als Schriftsteller. Sie werfen ihre Manuskripte in den Briefkasten und denken über die Möglichkeiten nach, die ihnen das Leben jetzt bietet – was könnte passieren? Und wie wird sich das auswirken? Der Film Auf Anfang (2006) nimmt uns mit in die Vergangenheit und die Zukunft der beiden, um schließlich in der komplizierten Gegenwart wieder aufzutauchen.
Inzwischen ist etwas Unerwartetes passiert, das sich auf die Freundschaft von Phillip und Erik auswirkt. Zusammen mit den anderen ihrer Freundesgruppe stehen sie an der Schwelle zum Erwachsenwerden und müssen mit Veränderungen umgehen. Auch in der Liebe kommt es zu einer Reprise, vor allem zwischen Phillip und seiner Freundin Kari (Viktoria Winge). Ein Film über Wahnsinn, Liebe und Kreativität.
Der Film probiert definitiv neue Formen des Erzählens aus. Er ist in etwa so geschnitten, wie ich meine aktuellste Geschichte schreiben möchte: mit vielen Rückblenden und bilderreichen Gedankengängen. Da stehen zwei junge Männer, die eng miteinander befreundet sind und ihre ersten schriftstellerischen Versuche wagen. Doch nur einer von beiden schafft es.
Dann gibt es einen Sprung in die Gegenwart, und seit sie ihre Manuskripte eingeworfen haben, ist viel Zeit vergangen. Wir sehen Erik und Phillip in der Gegenwart und erleben kurze, emotionsgeladene Flashbacks in ihre Gedankenwelt. Nach und nach erfahren wir, was eigentlich passiert ist – auch das nicht ohne Zeitsprünge. Die auktoriale Erzählstimme aus dem Off hilft uns dabei, die Freundesgruppe besser kennenzulernen und uns in den verschiedenen Zeitebenen zurechtzufinden.
Die besondere Erzählweise in Auf Anfang ist inspiriert von der Nouvelle Vague, einer französischen Filmbewegung, die in den späten 1950er Jahren aufkam und mit den konventionellen Methoden des Filmemachens brach. Durch den Einsatz von Handkameras, natürlichen Spielorten und spontanen Dialogen wurden neue kreative Ausdrucksformen erprobt. Inhaltlich spielte man mit der Erzähltechnik und legte den Fokus auf alltägliche und existentielle Themen. All diese Elemente finden sich auch in Auf Anfang.
Dementsprechend interessant ist es, sich den Film anzusehen. Es gibt etliche Einstellungen, die mir allein durch ihre atmosphärische Lichtgebung gefallen, unzählige Nahaufnahmen, die viel über die Gedanken und Gefühle der Charaktere verraten. Auch die Tonspur ist spannend und spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers: Manchmal hört man zum Beispiel die Stimme von Kari aus dem Off, während in den Aufnahmen von ihr keine Lippenbewegungen zu sehen sind. So kann man sich oft nicht ganz sicher sein, ob es sich bei den Szenen um die Realität oder um Phillips Erinnerungen handelt.
Den Protagonisten und ihrer Beziehung zueinander schenkt der Film viel Aufmerksamkeit und bringt all die subtilen Spannungen auf faszinierende Weise herüber. Er regt zum Nachdenken an, ohne dabei langweilig oder ein reiner Kunstfilm zu sein – denn immer wieder gibt es auch fetzige Szenen, lustige Dialoge und wilde Musik, etwa wenn der Verleger über Prosopopeia spricht oder die Punkband Kommune ihren Song Fingerfick vom Staatsminister singt. Die Filmemacher haben nicht nur eigene Bands und Songs erfunden, sondern auch einen fiktiven berühmten Schriftsteller namens Sten Egil Dahl.
Erik und Phillip stehen auf der Schwelle zwischen Jugend und Erwachsenwerden, wo sie zwar in alten Mustern weiterleben, doch ihre Beziehungen und Lebenswege neu reflektieren und aufeinander abstimmen müssen. Gerade Phillip hat aufgrund seiner Erkrankung mit den Veränderungen zu kämpfen. Er versucht, die Geschehnisse seiner Vergangenheit zu rekonstruieren. Doch etwas ist jetzt anders. Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins …
Filmtipp: Review zum norwegischen Film Auf Anfang (2006) von Joachim Trier.
Der norwegische Film Auf Anfang (2006) des Regisseurs Joachim Trier – mit Originaltitel Reprise – erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Erik und Phillip, die beide am Anfang ihrer Schriftstellerkarriere stehen.
Ich habe Auf Anfang vor langer Zeit entdeckt, als ich noch Fernsehen schaute und an einsamen Abenden von Sender zu Sender zappte. Ein bisschen vermisse ich jene Zeit, als ich mich spontan auf Filme und Sendungen einlassen konnte, die durch eine zufällige Sequenz mein Interesse geweckt haben. Obwohl es meistens nichts zu finden gab, entdeckte ich dabei doch so manches Fundstück.
Da ich die Angewohnheit habe, mir von faszinierenden Filmen die DVD anzuschaffen, kann ich immerhin noch heute meine alten Lieblingsfilme herausholen und mit Genuss anschauen. Auf Anfang von Joachim Trier ist für mich als angehende Schriftstellerin mit einer Schwäche für atmosphärische und nachdenkliche Filme natürlich genau das Richtige. Aber ihr müsst nicht ohne den Film auskommen: Seit dem 15. Mai 2024 ist er in Deutschland auch auf Netflix verfügbar (allerdings nur mit deutschen Untertiteln).
Review: Worum geht es im Film „Auf Anfang“?
Die Freunde Erik (Espen Klouman-Høiner) und Phillip (Anders Danielsen Lie) lieben Literatur und träumen von einer Karriere als Schriftsteller. Sie werfen ihre Manuskripte in den Briefkasten und denken über die Möglichkeiten nach, die ihnen das Leben jetzt bietet – was könnte passieren? Und wie wird sich das auswirken? Der Film Auf Anfang (2006) nimmt uns mit in die Vergangenheit und die Zukunft der beiden, um schließlich in der komplizierten Gegenwart wieder aufzutauchen.
Inzwischen ist etwas Unerwartetes passiert, das sich auf die Freundschaft von Phillip und Erik auswirkt. Zusammen mit den anderen ihrer Freundesgruppe stehen sie an der Schwelle zum Erwachsenwerden und müssen mit Veränderungen umgehen. Auch in der Liebe kommt es zu einer Reprise, vor allem zwischen Phillip und seiner Freundin Kari (Viktoria Winge). Ein Film über Wahnsinn, Liebe und Kreativität.
Nouvelle Vague und Zeitsprünge: Narration in Auf Anfang
Der Film probiert definitiv neue Formen des Erzählens aus. Er ist in etwa so geschnitten, wie ich meine aktuellste Geschichte schreiben möchte: mit vielen Rückblenden und bilderreichen Gedankengängen. Da stehen zwei junge Männer, die eng miteinander befreundet sind und ihre ersten schriftstellerischen Versuche wagen. Doch nur einer von beiden schafft es.
Dann gibt es einen Sprung in die Gegenwart, und seit sie ihre Manuskripte eingeworfen haben, ist viel Zeit vergangen. Wir sehen Erik und Phillip in der Gegenwart und erleben kurze, emotionsgeladene Flashbacks in ihre Gedankenwelt. Nach und nach erfahren wir, was eigentlich passiert ist – auch das nicht ohne Zeitsprünge. Die auktoriale Erzählstimme aus dem Off hilft uns dabei, die Freundesgruppe besser kennenzulernen und uns in den verschiedenen Zeitebenen zurechtzufinden.
Die besondere Erzählweise in Auf Anfang ist inspiriert von der Nouvelle Vague, einer französischen Filmbewegung, die in den späten 1950er Jahren aufkam und mit den konventionellen Methoden des Filmemachens brach. Durch den Einsatz von Handkameras, natürlichen Spielorten und spontanen Dialogen wurden neue kreative Ausdrucksformen erprobt. Inhaltlich spielte man mit der Erzähltechnik und legte den Fokus auf alltägliche und existentielle Themen. All diese Elemente finden sich auch in Auf Anfang.
Über das Erwachsenwerden mit allen Sinnen
Dementsprechend interessant ist es, sich den Film anzusehen. Es gibt etliche Einstellungen, die mir allein durch ihre atmosphärische Lichtgebung gefallen, unzählige Nahaufnahmen, die viel über die Gedanken und Gefühle der Charaktere verraten. Auch die Tonspur ist spannend und spielt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers: Manchmal hört man zum Beispiel die Stimme von Kari aus dem Off, während in den Aufnahmen von ihr keine Lippenbewegungen zu sehen sind. So kann man sich oft nicht ganz sicher sein, ob es sich bei den Szenen um die Realität oder um Phillips Erinnerungen handelt.
Den Protagonisten und ihrer Beziehung zueinander schenkt der Film viel Aufmerksamkeit und bringt all die subtilen Spannungen auf faszinierende Weise herüber. Er regt zum Nachdenken an, ohne dabei langweilig oder ein reiner Kunstfilm zu sein – denn immer wieder gibt es auch fetzige Szenen, lustige Dialoge und wilde Musik, etwa wenn der Verleger über Prosopopeia spricht oder die Punkband Kommune ihren Song Fingerfick vom Staatsminister singt. Die Filmemacher haben nicht nur eigene Bands und Songs erfunden, sondern auch einen fiktiven berühmten Schriftsteller namens Sten Egil Dahl.
Erik und Phillip stehen auf der Schwelle zwischen Jugend und Erwachsenwerden, wo sie zwar in alten Mustern weiterleben, doch ihre Beziehungen und Lebenswege neu reflektieren und aufeinander abstimmen müssen. Gerade Phillip hat aufgrund seiner Erkrankung mit den Veränderungen zu kämpfen. Er versucht, die Geschehnisse seiner Vergangenheit zu rekonstruieren. Doch etwas ist jetzt anders. Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins …